„Nicht durch den Glauben an das Dogma, sondern durch den Geist Christi werden wir wahrhaft Christen.“
Schon als Kind zeigte Albert Schweitzer reges Interesse an biblischen Geschichten und las eifrig im Neuen Testament. Sein Berufsziel, wie sein Vater Pfarrer zu werden, war spätestens mit dem Antritt des Theologiestudiums vorgezeichnet. Nach dem theologischen Examen trat er im Alter von 24 Jahren als Vikar an St. Nicolai in Straßburg das Predigtamt an. Weil ihm das Predigen ein „inneres Bedürfnis“ war, erwarb Schweitzer die akademische Lehrerlaubnis auf dem Gebiet der Theologie und nicht der Philosophie. Seine noch heute lesenswerten Predigten zeichnen sich durch einfache, verständliche und bilderreiche Sprache aus. Dabei sollte das Evangelium und seine Auslegung vor allem einem vernünftigen Denken zugänglich sein.
In seinen zahlreichen wissenschaftlich-theologischen Arbeiten geht es Schweitzer im Kern um die Frage nach einem „wahrhaftigen“ Jesusbild. In seinen Hauptwerken „Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“ sowie der „Mystik des Apostels Paulus“ macht er deutlich: Jesus erhält seine Glaubwürdigkeit nicht durch „historische Beweise“, sondern allein durch den ethischen Geist, der von ihm ausgeht und der einen jeden in seine Nachfolge ruft.
Schweitzer sah sich der „Idee eines frei gestalteten Christentums“ verpflichtet. Nicht auf Unterwerfung unter kirchlich gebundene Glaubenssätze kam es ihm an, sondern auf die „Hingebung an die Liebe Jesu“. Christsein muss sich in tätiger Nächstenliebe bewähren, die aus der „Willensgemeinschaft mit Jesus“ erwächst. Indem wir unser Leben im Sinne Jesu gestalten, so lautet Schweitzers theologischer Kerngedanke, werden wir zu Mitarbeitern am „Reich Gottes“.