Wenn man das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene in seiner historischen Dimension betrachtet, muss man in der über hundertjährigen Geschichte im Grunde zwischen vier Krankenhäusern unterscheiden.
1913 reiste Albert Schweitzer mit seiner Frau Helene im Auftrag der Pariser evangelischen Missionsgesellschaft nach Gabun und gründete dort auf dem Gelände der Missionsstation in Andende unweit des Zentrums von Lambarene ein kleines Krankenhaus. Da er bei ihrer Ankunft nur ein Wohnhaus vorfand, nicht aber die versprochene Wellblechbaracke für seine ärztliche Tätigkeit, betätigte er sich von Anfang an als Baumeister seines Spitals. Viereinhalb Jahre wirkte das Ehepaar Schweitzer auf der Missionsstation, bis es im September 1917 als Kriegsgefangene nach Europa zurückkehren musste.
Finanzielle Erfolge dank seiner schriftstellerischen Tätigkeit sowie die Einnahmen aus Vorträgen, Vorlesungen und Orgelkonzerten erlaubten es ihm, 1924 erneut — allerdings ohne seine Frau — nach Lambarene zu reisen. Während die Kranken sofort wieder in großer Zahl ins erneuerungsbedürftige Spitals kamen, reparierte er die noch vorhandenen Gebäude nach und nach und erstellte neue Bauten. Die Ankunft erster Pflegerinnen und Ärzte aus Europa erleichterte ihm dabei die Doppelbelastung als Arzt und Baumeister.
Als der auf der Missionsstation verfügbare Platz zu klein wurde, entschloss sich Schweitzer im Oktober 1925, das Spital auf einen größeren Platz und auf eigenen Grund und Boden zu verlegen. Die Kolonialverwaltung überließ ihm dafür 80 Hektar Land, und darauf baute Schweitzer sein eigenes Spital, nicht mehr aus Bambushütten mit Blätterdächern, sondern aus dauerhaften Holzgebäuden mit Wellblechdächern. Der Umzug in das neue Krankenhaus mit Einrichtungen und Gebäuden für 250 afrikanische Kranke und 20 europäische Patienten erfolgte am 21. Januar 1927. Schweitzer wirkte dort bis zu seinem Tod im Jahre 1965.
Nach Schweitzers Tod ging der Betrieb in dem seit 1927 stetig erweiterten Spital zunächst weiter. Doch die Einrichtungen waren immer weniger zeitgemäß, sodass ab 1975 mit dem Bau eines neuen Krankenhauses auf einem von Schweitzers Tochter Rhena erworbenen Nachbargrundstück begonnen wurde. Am 14. Januar 1979 wurden die ersten Gebäude eingeweiht und zwei Jahre später, am 17. Januar 1981 das neue Spital in Betrieb genommen. Das ehemalige Spital von 1927 wurde in den Jahren 2001-2006 renoviert und ist heute Museum und Gedenkstätte.
In einigen hundert Meter Entfernung von seinem Spital baute Schweitzer in den Jahren 1953 bis 1955 ein Lepradorf, das heute noch besteht und unter rund 250 Bewohnern noch neun ehemalige Leprakranke beherbergt.