Von Gottfried Schüz
Der Schulwettbewerb unter dem Leitgedanken „Gut ist, Leben zu fördern – Ehrfurcht vor den Tieren“ hat großen Anklang gefunden.
Der Einsendeschluss für den alle zwei Jahre stattfindenden Schulwettbewerb war der 31. Dezember 2015 und es wurden erfreulicherweise wieder verschiedenste Arbeiten eingereicht. Die ersten drei Preise wurden an Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule Albershausen, des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Hamburg und des Gymnasiums Feuchtwangen verliehen.
Anlässlich des 100. Jahrestages der Entdeckung der Idee der „Ehrfurcht vor dem Leben“ hatte die Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum Frankfurt am Main zusammen mit dem Albert-Schweitzer-Komitee Weimar einen Schulwettbewerb ausgeschrieben. Unter dem Leitgedanken „Gut ist, Leben zu fördern – Ehrfurcht vor den Tieren“ lag der Schwerpunkt im Bereich der Tierethik. Immerhin war es der Anblick von Tieren, nämlich einer Nilpferdherde auf dem Ogowe, der Albert Schweitzer den Gedanken der Ehrfurcht vor dem Leben in den Sinn kommen ließ.
Der dritte Preis wurde der 6. Ethikklasse und Musikklasse 6 c des Gymnasiums Feuchtwangen zuerkannt. Die Schülerinnen und Schüler hatten sich im Rahmen des Ethikunterrichts unter der Leitung von Dr. Barbara Haas schwerpunktmäßig mit dem Thema „Tierhaltung in Legebatterien“ auseinandergesetzt.
Ihr Arbeitsergebnis verdichtete sich in einem gemeinsam gedichteten Liedtext über „Gudrun, das Legehuhn“, der sodann in Gesang und Instrumentalbegleitung musikalisch umgesetzt wurde. Eindringlich wird darin am Beispiel von „Gudrun“ das grausame Schicksal von Hühnern in Legebatterien dargestellt: „Ihr Leben ist nur Qual, ihr Stehplatz viel zu schmal. Ihr Federkleid zerrupft, voll Wunden rot getupft …“. Ferner wird zum Perspektivwechsel angeregt: „Lasst uns die Rollen tauschen, rasch, geschwind: ich Mensch und Du nun Tier!“ Und schließlich an uns alle appelliert: „Weg mit den Legebatterien“ … „zurück in die Natur, wo Felder, Gras und Flur,/ bei Enten, Kuh und Schwein, werden wir glücklich sein!“
Ebenfalls mit der Massentierhaltung setzten sich die Schülerinnen und Schüler der 8. Klassenstufe des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Hamburg auseinander, jedoch auf ganz anderem Wege am Beispiel verdichteter Schweinemast. Sie erhielten für ihre Arbeiten den zweiten Preis. Angeleitet von der Lehrerin Katharina Fogl verfassten die Schülerinnen und Schüler zunächst aufrüttelnde Studien zu aktuellen Formen der Schweineaufzucht. Darin stellen sie u.a. fest, dass bei der konventionellen Haltung einem Schwein mit 110 Kilogramm und mehr lediglich ein Quadratmeter Fläche zugestanden wird.
Bemerkenswert ist zudem die Durchführung und Auswertung einer Umfrage zur Massentierhaltung. Darin wurden nach Zufallsauswahl 20 Personen zu Art und Häufigkeit von Fleischkonsum befragt. Hier zeigt sich, dass bei zwei Drittel der Befragten noch ein großer Nachholbedarf bezüglich Herkunft und Qualität des Fleisches und alternativer vegetabiler Ernährungsweisen besteht. Dieses Defizit suchten die Schülerinnen und Schüler zu beheben. Sie informierten die Befragten über die reale Situation der Massentierhaltung und machten am Beispiel des „Guts Hesterberg“ auf artgerechte Formen der Freilandhaltung von Schweinen und Rindern aufmerksam. Ferner wurden am Beispiel einer „ethischen Pizza“ Möglichkeiten vegetarischer Ernährung aufgezeigt und in der Schul-Cafeteria ein „Veggie Day“ eingeführt.
Der erste Preis wurde schließlich der Chor- und Theater-AG der Albert-Schweitzer-Schule Albershausen unter Federführung von Frau Elfriede Ungerer zuerkannt. Jene unternahm es, ein Albert-Schweitzer-Musical über Leben und Ehrfurchtsethik Schweitzers im Blick auf den Umgang mit den Tieren, insbesondere im Lambarene-Spital, umzugestalten und mit großem Erfolg aufzuführen. Dabei lag das Augenmerk nicht allein auf einer Vertiefung der Verbundenheit und Liebe zu den Tieren allgemein, sondern gerade auch die Achtung gegenüber den Tieren zu vermitteln, die nutzlos und ekelerregend scheinen. So setzten die Kinder, neben Kindheitserlebnissen des kleinen Albert bei der Vogeljagd, Schweitzers „Ogowe-Erlebnis“ bis hin zum achtsamen Umgang mit Kleinlebewesen beim Bau der Spitalbaracken oder der Pflege verletzter oder aufgefundener Tiere im Spitaldorf eindrucksvoll in Szene.
Darüber hinaus befassten sich die Kinder der AG kritisch mit der Frage, wodurch die Tiere heute vielfach qualvollen Tod erleiden etwa bei Stierkampf und Jagd, durch Tierversuche oder Massentierhaltung. Dabei gelang es ihnen auf Möglichkeiten hinzuweisen, was jeder im Alltag zum Tierschutz beitragen kann, durch weiterführende Aktivitäten wie beispielsweise
– Gestalten eines Tierkalenders,
– Malen von Plakaten und Tierpostkarten und Verkauf bei Schul- und Vereinsfesten; der Erlös geht als Spende an den Tierschutzverband „Vier Pfoten“,
– Berichten über Not leidende Tiere und Werben für den Tierschutz in Schule, Heimatabenden und Seniorennachmittagen.
Es bleibt zu hoffen, dass solche Initiativen von Kindern und Jugendlichen zur Sensibilisierung für die „Tierethik“ mit zunehmender Verbreitung „Schule machen“.