Liebe Leserinnen und Leser,
„Wir müssen sorgen. Auch der, der nicht falsch am Irdischen hängt und nach Reichtum strebt, muss sorgen. Wir gestehen es uns ein, dass wir sorgen, am Anfang dieses Jahres mehr denn je. Eines der Hauptereignisse der letzten Jahre ist die Verteuerung des Lebens fast um die Hälfte. ‚Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden?‘ Wie werden wir wohnen? Diese Frage steht heute nicht nur vor denen, die von einem Tagelohn von der Hand in den Mund leben, sondern auch vor denen, die eine Stellung haben, die sich von außen her so darstellt, als täte sie sie der Sorge überheben. (…)
Und wer sorgt sich nicht heute von euch um seine Kinder? Mit welcher Angst verfolgt ihr ihre Schulzeugnisse, ob sie begabt und anständig sind, ob zu erwarten ist, dass sie sich im Kampf ums Dasein zu einer Existenz durchringen werden. Und in diesem besten Falle, wie lange dauert es, bis sie auf eigenen Füßen stehen können? Wie viele Eltern fragen sich, ob die Ersparnisse oder das kleine Vermögen, die man bis dahin zusetzen muss, aushalten werden.“
Diese aktuell erscheinenden Sätze sagte Albert Schweitzer in seiner Morgenpredigt am 5. Januar 1908. Und er setzt diesem viele Menschen lähmenden Wort „Sorge“ das Wort „Gottvertrauen“ entgegen. Gottvertrauen nicht in dem Sinne, dass Gott in übernatürlicher Weise in unser Leben eingreift und sich durch ein rettendes Geschehnis alles zum Besseren wendet. Nein, die Hilfe kommt vielmehr durch andere Menschen, die uns helfen.
Und auch wir können unserer eigenen Sorgen Herr werden, indem wir mit den Menschen um uns herum, die größere Sorgen haben als wir, mitfühlen und ihre Last mittragen helfen.
Was auf der individuellen Ebene richtig und wichtig ist, trifft auch auf die Zielsetzung des Deutschen Hilfsvereins zu. Es ist der Beweggrund unserer Unterstützung für die Kranken und Notleidenden im Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene, die anhand aktueller Beispiele aus dem Spital dargestellt wird.
Mitgefühl und Hilfe für andere sind keine ausschließlichen Tugenden von Erwachsenen, man findet sie auch unter Jugendlichen. Wie der im einleitenden Beitrag zitierte Text von Schweitzer bemerkt, ist es die Aufgabe von uns Erwachsenen, der Jugend nicht ihre Ideale zu rauben, sondern sie dabei zu unterstützen, „in ihre Ideale hineinzuwachsen“.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Roland Wolf
Vollständiges Albert Schweitzer Aktuell zum herunterladen: ASA Febr. 2024 PDF