Rezension: Albert Schweitzer und sein Spital in Lambarene (Buch)

Rezension von Beate Richter

Roland Wolf: Albert Schweitzer und sein Spital in Lambarene
60 Jahre unmittelbares menschliches Dienen

Dr. Roland Wolfs jüngste Publikation, Albert Schweitzer und sein Spital in Lambarene.
60 Jahre unmittelbares menschliches Dienen, erschien 2021 im Lit Verlag Berlin. Dieser Beitrag zur Albert-Schweitzer-Forschung Band 13 ist als Chronik des Albert-Schweitzer-Hospitals in Lambarene zu verstehen. Er fasst den Entstehungsprozess von der Idee Schweitzers, in Afrika den Ärmsten der Armen zu dienen, die Phasen des Spitalbaus sowie dessen Werdegang bis zum Tod des Grand Docteur zusammen.
Roland Wolf, Studiendirektor i.R., war sechs Jahre lang als Fachberater und Deutschlehrer in Libreville, der Hauptstadt von Gabun, tätig. 1996 wurde er vom Deutschen Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene in den Internationalen Stiftungstrat für das Spital (FISL) gewählt, dem er bis 2019 angehörte. In dieser Eigenschaft und als Führer von Touristengruppen war er Insgesamt 71mal im Schweitzer-Spital in Lambarene und gilt als einer seiner besten Kenner.
Im vorliegenden Werk führt Wolf alle wesentlichen Fakten zum Spital, die durch andere Publikationen zugänglich sind, in beeindruckender Klarheit zusammen. Ihm gelingt die lückenlose Darstellung der Entstehungsgeschichte, gegliedert in zehn Kapitel, die das Finden von Informationen zu jedem Entwicklungsabschnitt wie ein Nachschlagewerk ermöglichen.
Weder inhaltliche Ausschweifungen noch ausladende Kommentare lenken den Fokus von Schweitzer und seinem inneren wie äußeren Ringen um das Hospital ab.
Der zeitlichen Chronologie akribisch folgend, reichert der Autor die Fakten aus zahlreichen, z.T. unveröffentlichten Quellen mit Schlussfolgerungen aus eigener Recherche und Analyse an. Er ergänzt seine ganz persönlichen Erfahrungen, die er vor Ort oder im Zuge seiner Tätigkeit für den Stiftungsrat gesammelt hat.
Dadurch gewinnt sein Text an Aktualität und ist mehr als „alles Gescheite, [was] schon geschrieben worden ist, …, noch einmal zu schreiben.“ (Vorwort)
Authentizität und Unmittelbarkeit werden erreicht durch die konsequente Verknüpfung historischer Textauszüge mit den Ausführungen des Autors. Der Wechsel zwischen beidem wirkt fließend und ungekünstelt. Mühelos kann man so im Originaltext wiederfinden, wovon der Autor spricht.
Trotz der zahllosen Fakten, Namen und Details, die aus 52 Jahren des Wirkens für das und in dem Urwaldhospital zusammenkommen und Erwähnung finden müssen, kommen die Darstellung von Schweitzers Ringen um seinen Weg, die Betrachtung der unzähligen Hindernisse, das konfliktreiche Verhältnis zur Pariser Missionsgesellschaft, Schweitzers Kampf gegen das menschenfeindliche Klima, gegen langwierige Krankheiten, Erschöpfung und Müdigkeit sowie Kriege und Vorurteile nicht zu kurz.
Nach der Lektüre des Werkes sind der Lebensweg der außergewöhnlichen Persönlichkeit Albert Schweitzers und der Bau des Urwaldhospitals nicht länger eine nur strahlende Erfolgsgeschichte, sondern auch Zeugnis von Vision, Willensstärke, Opferbereitschaft, grenzenloser Humanität und tiefem Gottvertrauen.

Von Wolf ist im gleichen Verlag das Buch „Albert Schweitzers Erben“ erschienen, das sich mit dem weltweiten Netzwerk der Schweitzer-Freunde beschäftigt.