Patienten das Lächeln wiedergeben:
Operation von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten in Lambarene
Von Roland Wolf
Im Durchschnitt kommt eines von 500 neugeborenen Kindern mit einer Spalte im Bereich von Lippen, Kiefer oder Gaumen zur Welt. In Ländern wie Deutschland können solche Fehlbildungen problemlos operativ korrigiert werden. Nicht so jedoch in vielen Regionen Asiens, Afrikas oder Lateinamerikas, wo es an medizinischer Kompetenz fehlt oder die Familie das Geld für eine teure Operation nicht aufbringen kann.
Dies veranlasste Prof. Dr. Hartmut Feifel, Mund-Kiefer-Gesichtschirurg aus Aachen, mit einem Team in der ehemaligen Sowjetrepublik Tadschikistan tätig zu werden. Seit 2009 führt er dort regelmäßig Einsätze durch.
Dass er seine humanitäre Tätigkeit nun auch auf das Schweitzer-Spital in Lambarene ausgedehnt hat, ist seiner musikalischen Leidenschaft und besonders dem Orgelspiel zu verdanken. Im Rahmen der Konzerte, die der Deutsche Hilfsverein im Jahr des hundertjährigen Bestehens des Krankenhauses organisiert hatte, spielte er im November 2013 im Aachener Dom die Orgel. Der Erlös kam bekanntlich dem Spital in Lambarene zugute, und da lag es für Hartmut Feifel nahe, sich über eine mögliche Tätigkeit dort zu erkundigen.
Das Ergebnis der Kontakte mit den Verantwortlichen der Internationalen Spitalstiftung war ein einwöchiger Aufenthalt eines vierköpfigen Teams in Lambarene im Juni 2014, bei dem erste Operationen durchgeführt wurden. Die Mitarbeiter der Chirurgie des Spitals wurden dabei selbstverständlich einbezogen.
Einer der ersten Patienten war ein 15-jähriger Junge aus Franceville. Von seinen Lehrern nicht gefördert, von Mitschülern und Bekannten gehänselt und gemieden, hatte er keinen Lebensmut mehr. Als Säugling hätte man ihn in einer Klinik von Libreville operieren können, doch die umgerechnet 3.000 Euro für den Eingriff konnte die Familie damals nicht aufbringen. Nach einem Bericht im Fernsehen zögerte sie nun nicht, den Sohn mit seiner Mutter auf die 700 Kilometer lange Reise nach Lambarene zu schicken.
Dort konnten Hartmut Feifel und seine Kollegen dem Jungen das Lächeln wiedergeben. Die Aufnahmen vor und nach der Operation sprechen für sich. Und die glückliche Mutter bat das Team aus Deutschland, die Tätigkeit in Lambarene fortzusetzen. Wenn Sie im nächsten Jahr für eine notwendige zweite Operation des Jungen zurückkomme, werde sie weitere Personen aus ihrem Dorf mitbringen, die ebenfalls an diesen Fehlbildungen litten.
Man muss davon ausgehen, dass es in der Region von Lambarene und im ganzen Land eine Reihe von Kindern und Erwachsenen mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten gibt. Aber man sieht sie in der Regel nicht, denn sie verstecken sich oder werden versteckt. Meist besuchen sie auch keine Schule, was zu weiterer Ausgrenzung führt.
Wurden bei diesem ersten Einsatz auch nur verhältnismäßig wenige Patienten behandelt, so darf nicht vergessen werden, dass jeder Patient ein zumeist tragisches Einzelschicksal darstellt, dem durch die Behandlung ein menschenwürdiges Leben ohne soziale Ausgrenzung oder gar Ausgestoßensein ermöglicht wird.
Im Jahr 2015 soll der Einsatz wiederholt werden. Eine langfristige Vorbereitung durch Information in den Medien, durch die Ärzte und den Zahnarzt des Spitals und auch das Pflegepersonal soll noch mehr Patienten nach Lambarene führen.
Der DHV, der die Reisekosten des Teams übernommen hat, will sich dafür auch im kommenden Jahr engagieren. Er ist auch bereit, die Krankenhauskosten bedürftiger Patienten zu übernehmen, die keine Krankenversicherung haben. Unterstützen sie diese Aktion, geben Sie durch ihre Spende einem Menschen das Lächeln zurück.