Neuigkeiten aus Lambarene 2011-2012

Von Roland Wolf

Anfang Juli 2011 hatte der Präsident der Internationalen Spitalstiftung FISL, Lachlan Forrow, in New York eine wichtige Unterredung mit dem gabunischen Staatspräsidenten, der anlässlich der UNO-Vollversammlung in New York weilte. Dabei versprach Präsident Ali Bongo Ondimba, dem Spital mit einer nicht an Bedingungen geknüpften Zuwendung von einer Million US-Dollar aus den aktuellen finanziellen Schwierigkeiten zu helfen. Einen weiteren Betrag in gleicher Höhe sagte er für den Fall zu, dass internationale Spender ebenfalls eine Million Dollar aufbrächten. Schließlich bekräftigte er seine Absicht, auf dem Gelände des Albert-Schweitzer-Spitals ein Universitätsklinikum zu errichten, das zur Hälfte durch den Staat Gabun finanziert werden würde.

Nicht nur in Afrika sind Versprechen nicht gleichbedeutend mit Ausführung, aber in Afrika mahlen die Mühlen von Politik und Verwaltung in einem schwer zu durchschauenden Rhythmus, vor allem wenn es um die Auszahlung hoher Beträge geht. So bedurfte es eines monatelangen hartnäckigen Bohrens von Lachlan Forrow mit Unterstützung eines amerikanischen Beraters von Präsident Bongo, bis endlich Anfang Dezember die ersehnte Nachricht kam: auf dem Konto der Spitalstiftung waren 474 Millionen Francs oder umgerechnet 723.000 Euro eingegangen. Da das Geld nicht für den laufenden Haushalt verwendet, sondern zur Begleichung von Schulden und zum Aufbau einer Kapitalrücklage dienen sollte, wurde es auf ein spezielles Konto überwiesen, auf das nur der Präsident der Internationalen Spitalstiftung Zugriff hat. Der Vorstand der FISL wird auf seiner Sitzung im Februar in Günsbach über das weitere Vorgehen beraten.

Ein weiteres Problem konnte wenige Tage zuvor gelöst werden, denn in der Kabinettssitzung vom 1. Dezember hat die gabunische Regierung Dr. Antoine Nziengui zum stellvertretenden Direktor des Albert-Schweitzer-Spitals in Lambarene ernannt. Zwar ist die Form nicht korrekt, da die Spitalstiftung unabhängig ist und nur sie einen Direktor oder Stellvertreter ernennen kann, aber die FISL hat den Regierungsbeschluss als Vorschlag aufgefasst und ihm gerne zugestimmt. Denn Dr. Nziengui war einer der beiden Kandidaten, den FISL-Präsident Forrow in den Wochen zuvor angehört und für geeignet befunden hatte. Dr. Nziengui ist 44 Jahre alt, verheiratet und Vater von zehn Kindern. Er hat die Verwaltungshochschule in Libreville besucht und nach dem Examen im Gesundheitsministerium und in regionalen Gesundheitsverwaltungen gearbeitet. Bis 2009 war er Direktor des staatlichen Regionalkrankenhauses in Tchibanga im Süden Gabuns, und seither lehrte er Krankenhausbuchhaltung an der Verwaltungshochschule.

Der neue stellvertretende Direktor soll in der Verwaltung des Schweitzer-Spitals verkörpern, was seit langem angesichts mehrerer Wechsel auf dem Posten des Spitaldirektors dringlich gewünscht wird: Konstanz und Kontinuität. Dass er nachgewiesene Kompetenz auf dem Gebiet der Finanzverwaltung besitzt, macht ihn noch wertvoller.

Für Überraschung sorgte eine zweite Ernennung in der gleichen Kabinettssitzung, nämlich die von Dr. Guiyedi zum Direktor des Universitätsklinikums in Lambarene. Zwar entspricht die Einrichtung eines solchen Klinikums dem Willen des Staatspräsidenten, doch gibt es bisher weder einen Beschluss der Stiftung noch Pläne für den Bau oder genaue Vorstellungen über die geplante Zusammenarbeit von Spital, Forschungseinheit, Gesundheitsministerium und Präsidialamt. Die geplante Eröffnung des Universitätsklinikums zum Jubiläumsjahr 2013 erscheint unter diesen Umständen fraglich und die Ernennung eines Direktors zum jetzigen Zeitpunkt verwunderlich.

Eine letzte Neuigkeit betrifft den Müllverbrennungsofen. Bisher wurde jede Art von Müll auf der spitaleigenen Müllkippe gelagert oder verbrannt, was vor allem im Bereich der medizinischen Abfälle unsachgemäß und gefährlich war. Die Anschaffung einer adäquaten Müllverbrennungsanlage war deshalb seit langem ein dringendes Bedürfnis. Der Vater von Silvia Ernst, einer ehemaligen Internistin am Schweitzer-Spital und heute Chefärztin des Schweitzer-Spitals in Haiti, sowie die Kirchengemeinde in Bülach in der Schweiz hatten mit einer großzügigen Spende den Anstoß gegeben. Der Schweizer Hilfsverein hat die Summe dann dank einer Großspende so aufgestockt, dass ein größer dimensionierter Ofen angeschafft werden konnte, der dem des Regierungsspitals von Lambarene entspricht, was für die Wartung von Vorteil ist. Die Installation des Ofens ist praktisch abgeschlossen, sodass die Inbetriebnahme Anfang des Jahres 2012 erfolgen kann.

Medikamente für 2012 durch Deutschen Hilfsverein gesichert

In der letzten Sitzung hatte der Vorstand des Deutschen Hilfsvereins beschlossen, im Jahr 2012 die Kosten für die jährliche Medikamentenbestellung der Spitalapotheke bis zu einer Höhe von 150.000 Euro zu übernehmen. Da die meisten Medikamente in Europa bestellt werden, können die Zahlungen direkt zwischen dem Deutschen Hilfsverein und den Lieferfirmen erfolgen.

Ende 2011 waren noch zwei dringende Bestellungen über medizinisches Verbrauchsmaterial und Medikamente beim Deutschen-Hilfswerk „action medeor“ notwendig geworden. Der Deutsche Hilfsverein hat die beiden Rechnungen von insgesamt 19.580 Euro zur Freude der Spitalverwaltung zusätzlich zur bisherigen Unterstützung beglichen.