Pressemitteilung
Gemeinsamer Zwischenruf der Humanität
Die deutschen Albert-Schweitzer-Organisationen sind zutiefst entsetzt über die menschenverachtenden Attentate in Paris. Wir drücken unser tiefes Mitgefühl mit den Angehörigen und Freunden der Opfer aus. Wir spüren auch die sich ausbreitende Angst vor weiteren Terroranschlägen und den weltweit aufkommenden Hass auf solche brutalen Attentäter. Wir haben Sorge um eine zunehmende Polarisierung und sogar Radikalisierung unserer Gesellschaft.
Dieser Frontalangriff auf die humanistischen Grundwerte wie (Meinungs-)Freiheit, Gleichheit und Menschenwürde macht uns einmal mehr bewusst, wie verletzlich diese sind. Dagegen gibt es nur eine Verteidigungsstrategie: Ein nachdrückliches solidarisches Eintreten für unsere humanen Werte in Wort und Tat.
Der Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer rief unermüdlich zur Mitmenschlichkeit auf, lebte es in seinem Krankenhaus im afrikanischen Lambarene vor und formulierte es in seiner Ethik der Ehrfurcht vor allem Leben: „Gut ist, Leben erhalten, Leben fördern, Leben auf seinen höchsten Wert bringen.“ Schon vor hundert Jahren stellte Schweitzer fest, dass alle Gewalt sich selbst beschränkt, indem sie eine Gegengewalt erzeugt, die ihr früher oder später ebenbürtig oder überlegen sein wird. Schweitzer, wie auch Gandhi und Martin Luther King, war davon überzeugt, dass Wahrheit, Liebe, Friedfertigkeit, Sanftmut und Gütigkeit die Gewalt sind, die über aller Gewalt ist. Gerade diese Werte machen unsere Menschlichkeit aus, die die Angehörigen aller Nationen, Kulturen und Religionen einbezieht.
In einer multikulturellen Gesellschaft kann es nach Albert Schweitzer über die Grenzen der verschiedenen Kulturen und Religionen hinweg nur einen Weg zu einem friedlichen Miteinander geben: Dass jeder in seinem Lebensumkreis Fremde, Andersdenkende und Hilfsbedürftige als Mitmenschen mit den gleichen Lebensrechten wie die eigenen anerkennt und als Mitbruder oder Mitschwester um deren Wohl besorgt ist. Das bedeutet Schweitzers Leitsatz: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“!
Dass es Vielen schwerfällt, nach diesem Grundsatz zu handeln, dafür hatte schon Albert Schweitzer einen Namen: Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit. Angesichts himmelschreiender Verbrechen, wie wir sie in Paris und anderswo beklagen, kommen zudem nur allzu leicht Ressentiments oder gar Hass ins Spiel. Lassen wir uns zu solchen in die Unmenschlichkeit führenden Affekten nicht hinreißen!
Vergebung und Barmherzigkeit können ein grausames Vergehen nicht ungeschehen machen, aber sie helfen Groll und Hass zu überwinden, Rachsucht und Vergeltungsdrang zu besiegen.
Wir möchten mit Schweitzers Worten alle Menschen einladen, „an sich zu arbeiten, immer schlichter, immer wahrhaftiger, immer lauterer, immer friedfertiger, immer sanftmütiger, immer gütiger, immer mitleidiger zu werden.“ Stiftung Deutsches Albert Schweitzer Zentrum Frankfurt am Main Deutscher Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene Albert-Schweitzer-Komitee Weimar