Von Daniel Neuhoff
Am Freitag, den 4. September 2015 fand im Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene eine Gedenkfeier anlässlich des fünfzigsten Todestages von Albert Schweitzer statt. Eröffnet wurden die Feierlichkeiten mit einem ökumenischen Gottesdienst, der gemeinsam von christlichen und islamischen Geistlichen ausgerichtet wurde, eine Begebenheit, die den Geist der Toleranz, der im Albert-Schweitzer-Spital herrscht, anschaulich untermalt. Der Ministerpräsident von Gabun, Herr Professor Daniel Onda, sowie weitere ranghohe nationale und lokale Politiker legten anschließend einen Kranz am Grab Albert Schweitzers nieder. Höhepunkt der Veranstaltung war dann die offizielle Eröffnung der neuen Geburtsstation (Maternité), die vom Schweizer Hilfsverein großzügig finanziert wurde, durch den Ministerpräsidenten. Im Zuge einer kurzen Rede bekräftigte der offiziell immerhin zweite Mann im Staat, dass das Albert-Schweitzer-Spital eine feste Institution im gabunischen Gesundheitssystem ist, die auch künftig vom Staat gefördert werde. Diese Zusage war für die Zuhörerschaft, zu denen auch Mitarbeitende des Albert-Schweitzer-Spitals und Mitglieder des Stiftungsrates des Albert-Schweitzer-Spitals (FISL) zählten, angesichts der finanziellen Probleme des Spitals (der Staat hat in 2015 seine Zuschüsse halbiert) von großer Bedeutung. Zu hoffen ist daher, dass der mittlerweile neue Gesundheitsminister von Gabun, dessen Vorgänger Verantwortung für die Kürzungen zeichnet, durch Rücknahme derselben ein klares Zeichen setzt. Die hohe Politik ist in jedem Fall über die Sachlage genau informiert.
Machen wir einen Sprung in die aktuelle Medizin. Dank der Vermittlungsunterstützung der europäischen Hilfsvereine kommen immer wieder europäische Ärzte für Vertretungen in das Albert-Schweitzer-Spital. Jüngstes Beispiel hierfür ist der französische Chirurg Dr. Claude Rollain, der in diesen Sommer sechs Wochen im Spital gearbeitet hat. Der Deutsche Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene e. V. unterstützt das Albert-Schweitzer-Spital sowohl auf dieser logistischen als auch auf direkter finanzieller Ebene. Hierzu gehört zum Beispiel die Unterstützung des Sozialfonds, aus dem mittellose Patienten unterstützt werden. Ein aktuelles Beispiel ist ein Mann, der zu den letzten noch lebenden Leprakranken des angrenzenden sogenannten „Dorf des Lichts“ (von Albert Schweitzer in den 50er Jahren nach Erhalt des Friedens-Nobelpreis für die Leprakranken erbaut). Ihm konnte dank der schnell verfügbar gemachten Mittel aus den Sozialfonds geholfen werden, eine schwere Fußverletzung (siehe Bild 2) angemessen zu behandeln.
Wer auf den historischen Spuren des Albert-Schweitzer-Spitals wandeln möchte und sich zugleich einen Eindruck über die gegenwärtige Lage verschaffen möchte, dem empfiehlt sich eine Reise nach Lambarene. Informationen hierzu findet man auf der Webseite des Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums unter: http://www.albert-schweitzer-zentrum.de/lambarene/reise-nach-lambarene/.
Die historische Zone, die zugleich einen Beherbergungsbetrieb anbietet, umfasst ein Museum (das ehemalige Wohnhaus von Albert Schweitzer) und das ehemalige Krankenhaus, das dem Besucher den medizinischen Betrieb zu Zeiten von Albert Schweitzer plastisch vor Augen führt (siehe Bild 3). Noch lebendiger wird die Vergangenheit bei der empfehlenswerten Lektüre der „Briefe aus dem Lambarene-Spital“, die Albert Schweitzer zwischen 1930 und 1950 regelmäßig verfasst hat, und die auch interessante sporadische Einblicke in die welthistorischen Ereignisse dieser Zeit geben. Zurück in die Gegenwart holt einen ein Bootsausflug auf dem zeitlosen Ogowe (siehe Bild 4).