Von Michael Kniess
Miteinander reden, Probleme gemeinsam anpacken – Dr. med. Einhard Weber, ein Mann, der für die Sache Albert Schweitzers glüht und für den es nichts Befriedigenderes gibt, als anderen Menschen helfen zu können. Das Magazin „Werte stiften“ im Gespräch mit dem ehrenamtlichen Vorsitzenden des Deutschen Hilfsvereins für das Albert-Schweitzer-Spital e.V. (DHV), Träger des Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums und Beiratsvorsitzender der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum. Das nachfolgende Interview mit Dr. Einhard Weber erschien in der Septemberausgabe des Magazins Werte stiften:
Werte stiften: Welchen Stiftungszweck verfolgt die Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum?
Dr. Weber: Gemäß unserem Stiftungszweck hat unsere Stiftung die Aufgabe, das geistige Werk Albert Schweitzers zu pflegen und an alle Menschen weiterzugeben. Die Stiftung fördert insbesondere Aktivitäten, die Schweitzers geistiges Erbe im Bildungswesen verbreiten. Daneben obliegt der Stiftung auch die Förderung sämtlicher wissenschaftlicher, kultureller und humanitärer Initiativen und Einrichtungen im Sinne Schweitzers. Und dazu gehören auch ganz konkret Druckkostenzuschüsse, die wir für Veröffentlichungen im Sinne Albert Schweitzers, von ihm selbst oder über ihn, geben. Ich selbst arbeite beispielsweise derzeit an einem neuen Zitatenbuch von Schweitzer, das im Februar 2013 in der Beck’schen Reihe in Erinnerung an das Jahr 1913 herauskommen soll. Also an das Jahr, als Schweitzer zusammen mit seiner Frau Helene im afrikanischen Urwald der französischen Kolonie Gabun unter schwierigsten Bedingungen ein Spital in Lambarene für die Ärmsten der Armen gründete. Eben genau vor 100 Jahren. Dafür möchte der Beck Verlag einen Druckkostenzuschuss, dieser wird dann von der Stiftung mitgetragen. Zu unseren Stiftungszwecken gehören daneben auch die Erhaltung und der Ausbau des Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums in Frankfurt am Main. Die Unterstützung der Klinik in Lambarene ist eine der Hauptaufgaben des DHV.
Werte stiften: Sie haben es angesprochen, Zweck der Stiftung ist es auch, das Deutsche Albert-Schweitzer-Zentrum zu unterstützen. Wenn Sie bitte auch dieses kurz vorstellen.
Dr. Weber: Neben der Dokumentation von Schweitzers Leben und Werk dient das Zentrum der ethischen Bildung mit Veranstaltungen, Vorträgen, der Publikation und dem Vertrieb von Unterrichtsmaterialien und Medien. Aber auch die Mitgliederbetreuung gehört dazu. Dies alles bietet die Grundlage für die intensive Auseinandersetzung mit Albert Schweitzers ethisch-geistigem Erbe vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Probleme und Lebensfragen. Wir haben am Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrum auch einen Arbeitskreis Wissenschaft, der sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Erforschung des vielschichtigen geistigen Werks Schweitzers widmet. Und das Zentrum beherbergt darüber hinaus auch ein sehr umfangreiches, tagesaktuelles Archiv, eine große Bibliothek und eine Dauerausstellung. Wir möchten Albert Schweitzer als beispielgebenden Praktiker der Humanität und als kritischen Denker ins heutige Bewusstsein rufen. Das Zentrum soll Schweitzers Bedeutung aufzeigen, der mit seinen Beiträgen zur Verantwortung für die Natur ebenso wie zur Frage nach einem tief verwurzelten Frieden unter den Menschen als Vorreiter der ethischen Gegenwartsdiskussion gelten muss.
Werte stiften: Lassen Sie uns noch mal zurück zur Stiftung kommen. Wie kann man die Arbeit Ihrer Stiftung unterstützen?
Dr. Weber: Unterstützen kann man uns durch Zustiftungen. Von den Zinsen dieser Spenden, die im Stiftungskapital erhalten bleiben, unterstützen wir unter anderem pädagogische Projekte an Schulen, die Kinder und Jugendliche mit Leben und Werk Schweitzers bekannt machen und dessen Ethik in den Lebensalltag umsetzen, die ethische Bildungsarbeit des Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums, Veröffentlichungen zur Aktualität von Albert Schweitzers Denken und Handeln. Wir wollen vor allem junge Menschen für das ernsthafte ethische Nachdenken und verantwortliche Handeln gewinnen. Das geistige Werk Albert Schweitzers bietet unserer Ansicht hierfür eine zukunftsweisende Grundlage.
Werte stiften: Was hat Sie selbst dazu bewogen, sich für die Sache Albert Schweitzers einzusetzen?
Dr. Weber: Nun ja, ich bin Jahrgang 1940 und als ich 14 Jahre alt war gab es in Deutschland zwei große Ereignisse, die uns damals alle beschäftigt haben, Deutschland wurde Fußballweltmeister (lacht) und Albert Schweitzer nahm den Friedensnobelpreis entgegen, das war 1954. In Familie und Schule war dies ein Großereignis und seitdem hat mich Schweitzer nie wieder ganz losgelassen. Schweitzers Gedanken waren immer wieder Wegweiser in meinem Leben und gleichzeitig auch Motivation während meiner fast dreißigjährigen Tätigkeit als Landarzt. In den letzten zehn Jahren habe ich mich, angeregt durch einen Freund, immer intensiver vor allem mit der Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“ auseinandergesetzt. Wie Schweitzer bin ich davon überzeugt, dass nur eine Weltanschauung der Humanität, der gegenseitigen Nationen und Religionen übergreifenden menschlichen Achtung, diese Welt, in der alles Leben auf unserem schönen Planeten hochgradig gefährdet ist, noch retten kann.
Werte stiften bedankt sich für das interessante Gespräch.
Das Interview ist erschienen in der Zeitschrift „Werte stiften – Magazin für Stifter, Stiftungen und engagierte Menschen“, Ausgabe 09/2011. Das Heft ist beim Verlag erhältlich: www.werte-stiften.de