Albert-Schweitzer-Jubiläums-Wettbewerb 2013

Von Gottfried Schüz

„Lambarene“, wie es Schweitzer aufgebaut hat, war zweifellos ein „vorbildliches“ Projekt. Dennoch täten sich Nachahmer schwer, es ihm gleichzutun. Zu sehr stand und fiel es mit dessen einzigartiger Persönlichkeit und geschichtlicher Situation. Daher verwies er selbst darauf, dass man sich nicht auf sein Werk fixiere, sondern ein jeder seinen eigenen Weg zur Verwirklichung der Ehrfurchtsethik gehen möge.

In diesem Sinne wurde zum Jubiläum „100 Jahre Lambarene“ an alle Albert-Schweitzer-Namensträgerschulen von der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum zusammen mit dem Albert-Schweitzer-Komitee e. V. Weimar ein Wettbewerb unter dem Wort Schweitzers „Ein jeder finde sein eigenes Lambarene“ ausgeschrieben. Für ihre eingereichten Projekte wurden vier Schulen prämiert, deren Beiträge im Folgenden zusammenfassend dokumentiert sind.

Der erste Platz wurde einer 7. Klasse der Albert-Schweitzer-Realschule in Solingen zuerkannt. Die Schulklasse konnte die Jury mit ihrem Engagement, mit dem sie das Motto „Ein jeder finde sein eigenes Lambarene“ in vorbildlicher Weise umgesetzt hat, voll und ganz überzeugen. Nicht nur wurden die eigenen Projekte zur persönlichen Umsetzung mit Schweitzers ethischer Leitidee sinnfällig verknüpft. Ferner beeindruckte, dass ausnahmslos jede Schülerin und jeder Schüler dieser Klasse einen persönlichen Beitrag geleistet hat. Hierunter finden sich

  • Aufführen von Tanztheaterstücken, Musizieren in Altenheimen
  • Alltagbegleitung im Altenheim (Spielen und Singen, Ausfahren mit Rollstuhl)
  • Gedichte lesen und Geschichten erzählen sowie Musizieren für Menschen in der Kurzzeitpflege
  • Malangebote (Ausmalen von Mandalas) an einem Samstag im Monat in einem Wohnheim für behinderte Erwachsene
  • Betreuung von Behinderten
  • Engagement für artgerechte Tierhaltung, Hilfe für notleidende Tiere
  • Spenden an ein afrikanisches Dorf aus dem Verkaufserlös bei Sommerfest und Weihnachtsbazar
  • Unmittelbare Nachbarschaftshilfe (Einkaufen, Hund ausführen, Haushaltshilfe für ältere behinderte Frauen)
  • Spenden von Kleidern und Spielzeug für arme Familien
  • Ferienhilfe im Kindergarten (Spielen, Tanzen u. Singen)

Stellvertretend für die vielen beglückenden Erfahrungen der Schüler und Schülerinnen sei eine Aussage an dieser Stelle zitiert: „Wenn ich ihm (dem Behinderten) geholfen habe, fühle ich mich immer zufrieden. Manchmal haben wir auch Wildtiere bei uns aufgenommen und sie aufgepäppelt, z. B. einen Igel, der fast verhungert wäre, eine Fledermaus, die sich in der Regentonne verirrt hat und fast ertrunken wäre und eine Taube, die sich verflogen hatte. Wenn nötig, haben wir sie tierärztlich versorgt und sie wohlgenährt und gesund in die Natur entlassen. Diese Erlebnisse sind so schön, dass es mir immer ein Lächeln ins Gesicht zaubert.“

Den zweiten Platz erhielten die Grundschule in Bottrop sowie die Förderschule in Dresden.

In einer Projektwoche der Albert-Schweitzer-Grundschule Bottrop setzten sich die Schülerinnen und Schüler in jeder Klassenstufe mit wechselnder Schwerpunktsetzung altersgemäß mit Albert Schweitzer auseinander: Episoden aus Schweitzers Kindheit dienten dazu, Erstklässler für die Achtung vor der Schöpfung zu sensibilisieren. Im 2. Schuljahr verfolgten die Kinder weitere Lebensstationen Schweitzers und fanden Beispiele für ein „Helfen“ im eigenen Leben. Im 3. Schuljahr machten sie sich beim „freien Schreiben“ weiterführende Gedanken zur „Ehrfurcht vor dem Leben“. Im 4. Schuljahr schließlich standen weiterführende Aktionen zur Ehrfurcht vor dem Leben“ bzw. zum „eigenen Lambarene“ auf dem Programm, wie z. B. Baumpflanzaktionen, das Sammeln von Lebensmittelspenden für die Bottroper Tafel oder Vorlesepatenschaften für ortsansässige Kindertagesstätten.

Die Albert-Schweitzer-Förderschule in Dresden veranstaltete eine Projektwoche zu Albert Schweitzer und Afrika mit vielfältigen Aktivitäten wie Sternwanderungen mit Spielen, Liedern, afrikanischem Essen, Tanz … Einzelne Klassen sorgten unter dem Gedanken des eigenen Lambarene für die wöchentliche Vergabe von Klassenämtern. Ferner wurden Plakate zu Albert Schweitzers Leben und eine gemeinsame Wandzeitung sowie ein Albert Schweitzer-Wandbehang für das Schulhaus gestaltet. Eine Schülerfirma „Teenies Stickstudio“ bestickte gekaufte Handtücher, deren Verkaufserlös Lambarene zugute kommt.

Dem Albert-Schweitzer-Gymnasium Laichingen wurde der dritte Platz zugesprochen, das mit Lesungen, einer Fahrt ins Elsass, einem Schulfest mit Sammelaktion für Lambarene zum Jubiläumsjahr und abschließendem Orgelkonzert überzeugte. Eine Besinnung von Schülerinnen und Schülern der unteren Klassen, „Was ist eigentlich Leben für uns?“ fand schließlich in je eigenen „Lebensschachteln“ ihren Niederschlag. Insgesamt vermochte die Schule ihrem selbstgesteckten Ziel zu entsprechen, Schweitzers Idee der Ehrfurcht vor dem Leben „in denkfähige Köpfe und lambarenefähige Herzen“ zu bringen.