Das unaufhaltsame Wachsen des Spitaldorfes: Lambarene von 1929 bis heute
Von 1929 bis zu seinem Tod 1965 folgten noch zwölf weitere Afrika-Aufenthalte Albert Schweitzers, unterbrochen meist von Vortrags- und Konzert reisen in Europa. Von dort kehrte er nie ohne umfangreiches Gepäck mit Medikamenten, Verbandsstoffen und für den Spitalbetrieb nötigen Gerätschaften sowie Geldspenden zurück.
Seine Hoffnung, mit Bautätigkeiten am Spital allmählich fertig zu werden, erfüllte sich jedoch nicht. Die unaufhörlich wachsende Zahl der Patienten machte einen ständigen Ausbau des Spitals erforderlich: Bis zu seinem Tod war das Spital unter seiner Anleitung auf über 70 Gebäude angewachsen. Darunter eine Säuglings- und Kinder station und sogar ein eigenes Dorf für Lepra-Kranke.
Kurz vor seinem Tod übertrug Schweitzer die Spitalverwaltung seiner Tochter Rhena, die ärztliche Leitung Dr. Walter Munz. In den 70er Jahren wurde eine weitere Vergrößerung und Modernisierung des Spitals notwendig, auch fehlte es an Ärzten. Die drohende Schließung des Krankenhausbetriebs wegen Geldmangel konnte 1975 gerade noch verhindert werden. Mit Unterstützung des Staates Gabun wurde schließlich eine völlig neue Klinik erbaut, die dem modernen europäischen Standard entspricht. Sie wird heute von einer internationalen Trägerstiftung geleitet und anteilig von Spendengeldern, unter anderem auch des Deutschen Hilfsvereins in Frankfurt am Main, und dem Staat Gabun unterhalten.
„Der Zustrom unserer Patienten nimmt ständig zu“
Auch die 30er Jahre standen ganz im Zeichen notwendiger Spitalerweiterungen. Im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) konnte die Krankenversorgung mit Geld- und Medikamentenspenden aus Amerika und England notdürftig aufrecht erhalten werden. In den 50er Jahren errichtete Schweitzer mit Unterstützung des Friedensnobelpreises ein neues Lepradorf aus dauerhaften Gebäuden, das zweihunderfünfzig Patienten beherbergen konnte. Rhena Schweitzer berichtete über die Spitalentwicklung 1960/1961: „Von Jahr zu Jahr habe ich im Urwaldspital in Lambarene die Zahl der Patienten zunehmen sehen, aber im Jahr 1961 war die Zunahme besonders groß. (…) Den 192 Geburten des Jahres 1960 stehen 306 Geburten im Jahr 1961 gegenüber. Wurden vom 1. Juni 1959 bis 1. Juni 1960 450 Operationen ausgeführt, so sind es deren schon 712, die zwischen dem 1. Januar 1961 und dem 15. November 1961 stattfanden. Bis Ende des Jahres waren es mehr als 800. (…) Unsere Ärzte haben alle modernen Medikamente in ausreichenden Mengen zu ihrer Verfügung. Wir sind in der Lage, Infusionen und Bluttransfusionen zu geben. (…) Und dass Hilfe ‚vom Himmel’
kommt, darf man bei uns wörtlich auffassen. Ich habe es in 6 Monaten zweimal erlebt, dass gerade der Spezialist, der benötigt wurde, per Flugzeug eintraf.“
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