Albert Schweitzer, Bach und die Orgelbaukunst
„Bach verfügt geradezu über eine Tonsprache. Es gibt bei ihm stetig wiederkehrende rhythmische Motive der friedvollen Glückseligkeit, der lebhaften Freude, des heftigen Schmerzes, des erhabenen Schmerzes.“ „Wer möchte jemals ergründen, wie es möglich ist, dass diese Musik unsere Seelen so friedvoll und stille macht … Aber erfahren wird es jeder, der sie nicht nur mit dem Ohr, sondern auch mit der Seele hört, dass er hier auf heiligem Boden wandelt und in Bach einen Freund und Tröster besitzt, den Weg der Stille und des Friedens zu finden.“
„In der Hochschätzung Bachs (…) gibt sich kund, dass unter den Menschen unserer Zeit der Sinn für das einfache gediegene, vollendete, wahrhaft Wertvolle und wahrhaft Tiefe noch vorhanden ist und dass in unserer Welt, die im Banne so vieler äusserlicher und törichter Ideale steht, dennoch Kräfte der Verinnerlichung am Werke sind. Verinnerlichung tut unserer Zeit und uns allen not.“ „Dichterisch und malerisch ist seine Musik“: „Redet der Text von Nebeln, die auf- und niederwogen, von Winden, die einherbrausen, (…) von dem zuversichtlichen Glauben, der in festen Schritten einherschreitet, (…) von Stolzen, die erniedrigt, und von Demütigen, die erhöht werden, vom Satan, der sich aufbäumt, und von Engeln, die sich auf den Wolken des Himmels wiegen: so sieht und hört man dies alles in seiner Musik. Bach verfügt geradezu über eine Tonsprache. Es gibt bei ihm stetig wiederkehrende rhythmische Motive der friedvollen Glückseligkeit, der lebhaften Freude, des heftigen Schmerzes, des erhabenen Schmerzes.“ „Bachs Musik ist eine andere Welt. (…) Wir schauen bei ihm das Leben, als wandelten wir auf einer Höhe, von milder Sonne umflossen, und sähen es durch blauen Nebel hindurch zu unsern Füßen ausgebreitet.“ „Wer möchte jemals zu ergründen, wie es möglich ist, dass diese Musik unsere Seelen so friedvoll und stille macht … Aber erfahren wird es jeder, der sie nicht nur mit dem Ohr, sondern auch mit der Seele hört, dass er hier auf heiligem Boden wandelt und in Bach einen Freund und Tröster besitzt, den Weg der Stille und des Friedens zu finden.“ „Festzuhalten ist, dass Bach, wie alles ganz Erhabene in der Religion, nicht der Kirche, sondern der religiösen Menschheit gehört, und dass jeder Raum Kirche wird, in welchem seine geistlichen Werke mit Sammlung und Andacht aufgeführt und angehört werden.“
Bei seinen vielen Konzerten kam Schweitzer mit fast allen berühmten Orgeln in Kontakt. Dabei erkannte er, dass die modernen Orgeln keinen Fortschritt, sondern einen Rückschritt darstellen. Seine Kritik richtete sich u. a. gegen die elektrischen Gebläse, die den Wind mit hohem Druck in die Pfeifen jagen und dadurch ein Tonchaos erzeugen, das der Bach’schen Musik Gewalt antut. Albert Schweitzer gab entscheidende Impulse für eine Reform des Orgelbaus. Auf dem Kongress der Internationalen Musikgesellschaft von 1909 arbeitete er mit Gleichgesinnten grundlegende Orgelbaurichtlinien aus: ein „Internationales Regulativ für Orgelbau“, „das mit der blinden Bewunderung rein technischer Errungenschaften aufräumte und wieder gediegene, klangschöne Instrumente verlangte“.
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