Albert Schweitzer Wanderausstellung, Tafel 3

Theologe, Prediger, freier Christ

„ Das, worauf es ankommt, ist, dass der Geist Jesu als Geist des Verstehens und der Liebe in die Welt komme und in ihr mächtig werde.“ Schon als Kind zeigte Albert Schweitzer reges Interesse an biblischen Geschichten. Nach Abschluss des Theologiestudiums trat er als Vikar an St. Nicolai in Straßburg das Predigtamt an. Daneben setzte er seine wissenschaftlichen Studien fort, die sich vor allem der Frage nach dem historischen Jesusbild widmeten. „Die Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“ sowie „Die Mystik des Apostels Paulus“ bilden seine bedeutendsten theologischen Werke. Daneben war ihm das sonntägliche Predigen zeitlebens ein Herzensanliegen.
Seine äußerst lesenswerten Predigten zeichnen sich durch einfache, verständliche und bilderreiche Sprache aus. Schweitzer sah sich der „Idee eines frei gestalteten Christentums“ verpflichtet. Nicht auf Unterwerfung unter dogmatische Glaubenssätze, sondern auf „Hingebung an die Liebe Jesu“ kam es ihm an. In der helfenden Hingabe an Mitmenschen und Mitgeschöpfe werden wir zu „Mitarbeitern“ am Reich Gottes.

Seine Predigten zeichneten sich durch eine anschauliche und verständliche Sprache aus. Er verstand es meisterhaft, komplexe theologische Zusammenhänge durch bildliche Vergleiche jedermann unmittelbar und persönlich zugänglich zu machen. Die Einfachheit des Stils und der unmittelbare Bezug zum Alltag der Zuhörer lässt seine intensive Vorarbeit und enorme Anstrengung der Predigtvorbereitung kaum ahnen, – die „furchtbare(n) Krisen“, die „schreckliche Geburt“ wie er seiner Freundin Helene einmal mitteilte, mit der er „seine innersten Gedanken zur Welt bringt“, getrieben von der Angst, „eine Predigt zu halten, die ‚nicht gelebt‘ ist!“

Schweitzer sah sich der „Idee eines frei gestalteten Christentums“ verpflichtet. Nicht auf Unterwerfung unter dogmatische Glaubenssätze, sondern auf „Hingebung an die Liebe Jesu“ kam es ihm an. In der helfenden Hingabe an Mitmenschen und Mitgeschöpfe werden wir zu „Mitarbeitern“ am Reich Gottes.

Brief von A. Schweitzer an den Dritten Deutschen Kongress für Freies Christentum Lambarene 1952 (Original):

„In der Ferne verfolge ich alle Bemühungen des freisinnigen Protestantismus und darf Ihnen sagen, dass ich an seiner Zukunft mit eben solchem Vertrauen glaube wie an seine Notwendigkeit. Die Geltung des Wortes, dass man nichts gegen die Wahrheit sondern nur für sie etwas vermag, wird sich erweisen. – Möge uns allen, die wir für das Freie Christentum eintreten, verliehen sein, es in rechter Frömmigkeit und mit rechter Freudigkeit zu tun, dass man erkenne, dass auch wir kirchlich sind in der Art, die vor Gott gilt.“

Albert Schweitzers theologische Arbeiten

Schweitzers wissenschaftlich-theologische Arbeiten setzen sich vor allem mit der Frage nach dem geschichtlichen Jesus und der Entwicklung des Jesusbildes im Urchristentum auseinander, so auch seine beiden Hauptwerke „Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“ (1906) und als geradlinige Fortsetzung und Ergänzung „Die Mystik des Apostels Paulus“ (1930).

„Was ist uns der geschichtliche Jesus, wenn wir ihn von aller falschen Zurechtlegung der Vergangenheit für die Gegenwart freihalten?“

Schweitzers Ergebnis: Jesus bleibt an die Vorstellungswelt seiner Zeit gebunden. Seine „historische Wahrheit“ ist für uns jedoch unergründlich. Es ist uns aber möglich, das überzeitliche Wesen Jesu zu vergegenwärtigen. Jesu Geist und göttlicher Wille kann über den geschichtlichen Graben hinweg den ethischen Willen in uns wecken, die in ihm wirksame Ethik tätiger Liebe. Denn diese allein behält über alle geschichtlichen Wandlungen und Bedingtheiten hinweg ihre Strahlkraft und ruft jeden Einzelnen in seine Nachfolge.

Im letzten Absatz seiner „Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“ fasst Schweitzer das Ergebnis seiner historisch-kritischen Studien treffend zusammen:

„Als ein Unbekannter und Namenloser kommt er zu uns, wie er am Gestade des Sees an jene Männer, die nicht wussten, wer er war, herantrat. Er sagt dasselbe Wort: Du aber folge mir nach! und stellt uns vor die Aufgaben, die er in unserer Zeit lösen muss. Er gebietet. Und denjenigen, welche ihm gehorchen, Weisen und Unweisen, wird er sich offenbaren in dem, was sie in seiner Gemeinschaft an Frieden, Wirken, Kämpfen und Leiden erleben dürfen, und als ein unaussprechliches Geheimnis werden sie erfahren, wer er ist. …“

 

 

 


Weitere Tafeln:

Tafel 1
Tafel 2
Tafel 3
Tafel 4
Tafel 5
Tafel 6
Tafel 7
Tafel 8
Tafel 9
Tafel 10
Tafel 11
Tafel 12
Tafel 13
Tafel 14
Tafel 15