Vor genau 99 Jahren gründeten Helene und Albert Schweitzer das erste Spital

Am 16. April 1913 trafen Helene und Albert Schweitzer nach langer Reise und bepackt mit 70 Kisten medizinischer Ausrüstung in Lambarene ein. Private Spender aus dem Kollegen- und Freundeskreis Schweitzers hatten die Ausrüstung finanziert. Schweitzer hatte seine aussichtsreiche Karriere als Theologieprofessor und gefragter Organist hinter sich gelassen, um als Arzt in Äquatorialafrika zu praktizieren. Für ihn war dieser Dienst am Menschen ein „Gehorsam gegen Jesus“, der in seiner nächsten Umgebung auf viel Ablehnung gestoßen war.

Schweitzer sagte dazu selbst: „In meinem Falle hielt ich das Wagnis für berechtigt, weil ich es … mir zutraute, Gesundheit, ruhige Nerven, Energie, praktischen Sinn, Zähigkeit, Besonnenheit, Bedürfnislosigkeit und was sonst noch zur Wanderung auf dem Wege der Idee notwendig sein konnte, zu besitzen …“

All dies würde er auch brauchen, denn die Widrigkeiten, mit denen er als Arzt im Urwald konfrontiert war, würden die meisten von uns heutigen Zeitgenossen zum Aufgeben zwingen, denn nicht einmal eine Wellblechbaracke, die man in Aussicht gestellt hatte, fand Schweitzer auf dem Gelände der Protestantischen Missionsstation von Lambarene vor. „Ich behandelte und verband also im Freien vor dem Hause. Wenn aber das abendliche Gewitter einsetzte, musste alles in Eile auf die Veranda zurückgetragen werden. Das Praktizieren in der Sonne war furchtbar ermüdend.“

„In der Not entschloss ich mich, den Raum, den mein Vorgänger im Hause, Missionar Morel, als Hühnerstall benutzt hatte, zum Spital zu erheben. Man brachte mir einige Schäfte [Regale] an der Wand an, stellte eine alte Pritsche hinein und strich mit einer Kalklösung über den ärgsten Schmutz. Ich fühlte mich überglücklich …“

In einem Brief von 1913 schrieb Schweitzer: „An Kranken ist Überfluss. Endlich bin ich in der Lage richtig Schlafkranke

zu pflegen. Dies und Lepra geben die besten und sichtbarsten Erfolge. Aber es ist furchtbar viel Mühe. Das Operieren greift mich noch sehr an. Ich habe es hier hauptsächlich mit schweren Hernien (Eingeweidebrüche) zu tun. Letztlich operierte ich eine Hernie, die seitlich in der Weiche, unter der letzten Rippe eingeklemmt hervorkam. Der Fall ist ungeheuer selten. Es sind nur fünf oder sechs Operationen dieser Art in der Literatur bekannt. Der Kerl lebt fidel. Aber es ist furchtbar als einfacher Arzt solche Operationen machen zu müssen. Hat es doch ein rechter Straßburger Hausarzt gut.

Madame kommt soeben mit der Lampe in mein Arbeitszimmer und setzt sich an ihren hier stehenden Schreibtisch. Sie lässt auch vielmals danken und grüßt herzlichst. Der Mond leuchtet wunderbar ins Zimmer herein. Ich muss noch einmal nach meinem Operierten sehen. Die Medizinbaracke ist zum Glück fertig.“

Im Verlauf von nun 99 Jahren ist aus der Medizinbaracke ein Spital entstanden, dass an seiner humanitären Strahlkraft nicht verloren hat. 2013, zum hundertjährigen Jubiläum, wird der Deutsche Hilfsverein ein besonderes Programm an Konzerten, Vorträgen, Ausstellungen und Publikationen initiieren und damit die Bedeutung des Schweitzer-Spitals für Gegenwart und Zukunft würdigen. Wir werden Sie über alle Aktivitäten an dieser Stelle informieren.