Verleihung des 3. Internationalen Albert-Schweitzer-Preises

Preisverleihung vom 1.-3. Oktober 2017 in Königsfeld im Schwarzwald

Publizist Dr. Harald Steffahn und Humanist Willy Randin erhalten renommierten Preis für Engagement im Sinne Albert Schweitzers / Ehemaliger Schweitzer-Wohnort Königsfeld ist Gastgeber und Initiator.

Königsfeld war von 1923 bis 1957 der Wohnsitz der Familie Schweitzer. Hier fand Albert seinen Rückzugsort zwischen den zahlreichen Aufenthalten in Lambarene und er selbst bezeichnete die Zeit in Königsfeld in einem Brief einmal „als die schönste meines Lebens.“ 1949 verlieh Königsfeld Albert Schweitzer die Ehrenbürgerwürde. Sein einstiges Wohnhaus ist seit 2001 ein Zentrum für Information und Dokumentation über das Leben Schweitzers.

2011 war für Königsfeld ein passender Anlass, den „Internationalen Albert-Schweitzer-Preis“ zu initiieren. 14 nationale und internationale Albert-Schweitzer-Gesellschaften und -stiftungen, darunter die renommierte „Association Internationale pour l`Oeuvre du Docteur Albert Schweitzer de Lambaréne“ (AISL), sind in die Verleihung eingebunden und verschaffen dem Preis internationale Beachtung.

Mit dem Preis soll herausragendes humanistisches Engagement im Sinne Albert Schweitzers gewürdigt werden. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde auch in diesem Jahr von der Sparkasse Schwarzwald-Baar gestiftet.

Zu den Zielsetzungen gehört es auch, das Vermächtnis Albert Schweitzers einer breiten Öffentlichkeit, insbesondere jungen Menschen, zugänglich zu machen und dauerhaft in Erinnerung zu halten.

Der Preis im Jahr 2017 ging am 3. Oktober an Harald Steffahn und Willy Randin.

Schweitzer selbst lobte Harald Steffahn
Kaum ein anderer hat publizistisch so viel für die Verbreitung von Schweitzers Gedankengut getan wie der promovierte Historiker, Journalist und Buchautor Dr. Harald Steffahn. Für dieses Engagement und für seine Interpretation des geistigen Werkes Albert Schweitzers erhält er den Preis, wie es in der Jury-Begründung heißt. Schweitzer selbst lobte Dr. Steffahn zu Lebzeiten in einem Brief: „Nur darf ich dir sagen, dass ich das, was du über mein Leben und Denken schreibst, als das Beste, was man darüber schreiben kann, ansehe.“

Harald Steffahn, 1930 in Berlin geboren und aufgewachsen, lernte sein Journalisten-Handwerk als Zeitungsvolontär bei den Norddeutschen Nachrichten in Hamburg von 1949 bis 1951. Anschließend studierte er Mittlere und Neue Geschichte, Politikwissenschaft und Öffentliches Recht und schloss sein Studium 1959 mit der Promotion ab. Stationen im Archiv des Nachrichten-Magazins „Der Spiegel“ und als Redakteur bei der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) folgten. In dieser Zeit, 1961 und 1964, reiste er in das Hospital nach Lambarene.

1973 wechselte er in die politische Redaktion des Wochenmagazins „Die Zeit“, seit 1975 arbeitet er als selbstständiger Journalist und Schriftsteller.

Abend am Ogowe
Aus seiner Feder stammt die Biografie über Schweitzer, die als Standardwerk mit mehr als 80.000 verkauften Exemplaren gilt und im Rowohlt-Verlag erschienen ist. Hinzu kommen Bücher wie das „Albert Schweitzer Lesebuch“. Der Aufsatz “Abend am Ogowe“ ist gerade im Sonderdruck erschienen und kann für 5 Euro plus Versandkosten beim Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrum bestellt werden Auch zahlreiche Aufsätze zu Schweitzer hat Dr. Steffahn verfasst, vor allem für die Rundbriefe des Deutschen Hilfsvereins. Darunter befindet sich der Aufsatz „Goethe und Albert Schweitzer. Ein Versuch“. Dreimal soll Schweitzer den Text gelesen und dem damals noch jungen Steffahn anschließend das Du angeboten haben.

Willy Randin: beispielhafte Hilfsaktionen im Namen Schweitzers
Für Willy Randin ist Albert Schweitzer „eine Schule des Gewissens und des inneren Lichts.“ Von 1970 bis 1971 leitete der damals 31-jährige Randin das Schweitzer-Spital in Lambarene. „Die Aufgabe war groß“, schreibt Randin, der zuvor eine Ausbildung an der Handelshochschule Lausanne absolviert hat und Spitalverwalter für das Internationale Rote Kreuz in Vietnam und im Jemen war. In Lambarene ging es darum, „die richtige Vorgehensweise des Krankenhauses beizubehalten […]. Die Institution sollte auch modernisiert werden, mit Beibehaltung der Formel, die Familie des Kranken zu kennen […].“ Während dieser Zeit kam Randin in Berührung mit Schweitzers Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“, die seither sein Handeln und Denken entscheidend beeinflusst. Auf dieser Ethik beruhend, gründete er etwa 40 Hilfsorganisationen oder half, diese ins Leben zu rufen. Hierzu gehören Albert-Schweitzer-Zentren und die Organisation „Nouvelle Planète“, die sich für bessere Lebensbedingungen von Menschen in entwicklungsbedürftigen Ländern und für Umweltschutz stark macht. Nouvelle Planète wird mittlerweile von Randins Sohn Philippe geleitet und wirkt in 20 Ländern.

Randin ist es auch, der mit seiner Frau Henriette Dokumentarfilme über Albert-Schweitzer-Spitäler drehte. „Willy an der Kamera, Henriette am Tongerät“, heißt es im Lebenslauf des 1938 geborenen Randins, der heute in Vevey in der Romanischen Schweiz lebt. Zudem schrieb er zahlreiche Bücher und die „Berichte aus Lambarene“. Die Preis-Jury entschied, Randin aufgrund seines beispielhaften humanitären Engagements auszuzeichnen. Ein weiterer Grund: seine zahlreichen Veröffentlichungen und Hilfsaktionen insbesondere mit jungen Menschen, durch die das Schweitzersche Gedankengut verbreitet wurde und wird.

Zwei Tage kulturelles und philosophisches Programm
Der Preisverleihung vorausgegangen waren zwei Tage mit einem umfangreichen kulturellen und philosophischen Programm (Vorträge, Konzerte und Führungen).

Zur Auftaktveranstaltung sprach der TV-Journalist Franz Alt über die Seelenverwandtschaft des Dalai Lama mit Albert Schweitzer. Religiös sei, wer mitarbeite am Erhalt der Schöpfung. Schweitzer und der Dalai Lama seien wirkliche Nachfolger Jesu.

Weitere Vorträge gab es zu den „Facetten Schweitzerischen Denkens und Handelns“:

Prof. Dr. phil. Claus Eurich beschäftigte sich mit möglichen individuellen Verhaltensweisen im Streben nach einer friedlichen Koexistenz von Mensch, Tier und Pflanzenwelt, Gesamtbegriff: Umwelt

Priv-Doz. Dr. habil. Harald Kegler referierte „Eine Welt – Ehrfurcht vor dem Leben – heute neu- und weiterdenken“ und zeichnete Denkmodelle für eine humane Urbanität unter dem Eindruck wachsender Weltbevölkerung.

Dr. med. Verena Mühlstein würdigte mit ihrem Vortrag „Ideengeberin und Unterstützerin – Helene Schweitzer-Bresslaus Anteil am Werk Albert Schweitzers“ Frau Schweitzer als selbstbewusste und selbstständig handelnde Frau des beginnenden 20. Jahrhunderts.