Mein Wort an die Menschen (Albert Schweitzer)

Worte Albert Schweitzers aus „Mein Wort an die Menschen“:

„In dieser Zeit, in der Gewalttätigkeit sich hinter der Lüge verbirgt und so unheimlich wie noch nie die Welt beherrscht, bleibe ich dennoch davon überzeugt, dass Wahrheit, Friedfertigkeit und Liebe, Sanftmut und Gütigkeit die Gewalt sind, die über aller Gewalt ist. Ihnen wird die Welt gehören, wenn nur genug Menschen die Gedanken der Liebe und der Wahrheit, der Sanftmut und der Friedfertigkeit rein und stetig genug denken und leben.
Alle gewöhnliche Gewalt in dieser Welt schafft sich selber eine Grenze, denn sie erzeugt eine Gegengewalt, die ihr früher oder später ebenbürtig oder überlegen sein wird. Die Gütigkeit aber wirkt einfach und stetig. Sie erzeugt keine Spannungen, durch die sie sich selbst aufhebt, sondern sie entspannt die bestehenden Spannungen, sie beseitigt Misstrauen und Missverständnisse. Indem sie Gütigkeit weckt, verstärkt sie sich selber. Deshalb ist sie die zweckmäßigste und intensivste Kraft. Was ein Mensch an Gütigkeit in die Welt hinausgibt, das arbeitet an den Herzen der Menschen und an ihrem Denken. Unsere törichte Schuld ist, dass wir nicht ernst zu machen wagen mit der Gütigkeit. Wir wollen immer wieder die große Last wälzen, ohne uns dieses Hebels zu bedienen, der unsere Kraft verhundertfachen kann.
Eine unermesslich tiefe Wahrheit liegt in dem Worte Jesu „Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.“
(aus: Albert Schweitzer: Menschlichkeit und Friede. Kleine philosophisch-ethische Texte, hrsg.v. Gerhard Fischer. Verlags-Anstalt Union Berlin 1991, S. 199)

 

Albert Schweitzer aus seiner Kulturphilosophie.
„Was ist Nationalismus? Der unedle und ins Sinnlose gesteigerte Patriotismus, der sich zum edlen und gesunden wie die Wahnidee zur normalen Überzeugung verhält …
Der Kult des Patriotismus als solcher soll als Barbarei gelten, als welche er sich durch die sinnlosen Kriege bekunde, die er notwendig im Gefolge hat.“
(aus: Albert Schweitzer: Kulturphilosophie. Band 1: Verfall und Wiederaufbau der Kultur, Band 2: Kultur und Ethik, Verlag C.H. Beck München 2007, S. 41)