Lesungen aus Albert Schweitzers Werk – ein Erfahrungsbericht

Von Walter Schiffer

In der Satzung unserer Stiftung heißt es: „Die Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum hat die Aufgabe, das geistige Werk Albert Schweitzers zu pflegen und an alle Menschen weiterzugeben.“ Während der Vorbereitung von Referaten über Schweitzers Schriften faszinierte mich neben dem Inhalt zunehmend Schweitzers Sprache. Deshalb nahm ich mir vor, Lesungen aus seinem Werk durchzuführen. Den Anfang machte im April 2010 eine Rezitation während der „Nacht der Museen“ im Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrum Frankfurt am Main. Verteilt über den Abend waren Anekdoten aus den „Selbstzeugnissen“ zu hören, und selbst in der Nacht fanden sich noch aufnahmebereite und aufmerksame Zuhörer zu den Texten aus Schweitzers Kulturphilosophie ein.

Meine Lesungsangebote stießen ferner bei Goethe-Gesellschaften auf offene Ohren. Diesen war Albert Schweitzer als Träger des Goethe-Preises der Stadt Frankfurt interessant erschienen. Für Goethe-Freunde aus Siegburg, Bonn und Wetzlar wurden die Rede, die Schweitzer anlässlich der Preisverleihung in Frankfurt 1928 gehalten hatte, und Auszüge aus seinen anderen Goethe-Reden, gelesen. Wenn die meisten auch den Urwalddoktor in guter Erinnerung hatten, so überraschte sie dieser als Goethekenner und -liebhaber. In Wetzlar gab es darüber hinaus noch zwei weitere Anknüpfungspunkte an Schweitzer: Frau Dr. Elsie Kühn-Leitz, die Mitbegründerin der Wetzlarer Goethe-Gesellschaft (1974), war über Jahre eine gute Bekannte Schweitzers und Unterstützerin seines Werkes. Außerdem war Schweitzer mehrfach in Wetzlar zu Gast. Letztlich ungeklärt ist, ob er bei diesen Besuchen in Wetzlar auf der Dom-Orgel gespielt hatte oder nicht.

Auf andere Art verlief die Lesung während eines Projekttages in einer sechsten Klasse der Albert-Schweitzer-Realschule in Bocholt. Sehr interessiert und konzentriert lauschten die Schülerinnen und Schüler eine Stunde lang den Erinnerungen „Aus meiner Kindheit und Jugendzeit“. Im Gespräch zeigte sich unter anderem: Alberts Probleme, sich vom Urteil der Gleichaltrigen unabhängiger zu machen, sind für heutige Jugendliche noch aktuell.

Das Siegburger Atelier ‚Rosa Aussicht’ zeigte in der Adventszeit ein von verschiedenen Künstlern mit lebensgroßen Figuren gestaltetes Krippenarrangement. Im Begleitprogramm gab es unter dem Titel „Da die Zeit erfüllt war … “ aus Schweitzers „Gespräche über das Neue Testament“ die Passagen zu hören, die von der Geburt Jesu handeln. Ein weitgehend ‚Schweitzer-unkundiges’ Publikum zeigte sich sehr erstaunt, wie frei von kirchlichen und dogmatischen Vorstellungen der liberale Theologe Schweitzer bereits vor über hundert Jahren war, als er im „Kirchenboten“ für Elsass und Lothringen über die biblischen Hintergründe der Weihnacht informierte.

Eine besondere Freude war es, in der Albert-Schweitzer-Gedenk- und Begegnungsstätte in Weimar zu lesen: Weimar, die Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs und Johann Wolfgang von Goethes! Was läge näher, als dort Schweitzers Reden über diese beiden Kulturgrößen vorzutragen? In Anlehnung an ein Diktum Rudolf Grabs’ lautete das Programm: Goethe und Bach – zwei Kraftquellen Albert Schweitzers.

Anlässlich des 33. Evangelischen Kirchentages in Dresden veranstalteten das Albert-Schweitzer-Komitee in Weimar und der Freundeskreis Dresden eine Vortragsreihe zum „politischen Schweitzer“. Sein Engagement für den Völkerfrieden konnte bei dieser Gelegenheit u.a. in einer Lesung aus seinen Briefen an Theodor Heuss, Martin Niemöller und den „Jüngling in Washington“, d.i. John F. Kennedy, belegt werden.

Aus Schriften Albert Schweitzers vortragen zu dürfen, war mir eine große Freude. Dem Verlag C.H. Beck sei an dieser Stelle für die Erlaubnis nochmals herzlich gedankt! In Gesprächen zeigten sich viele Zuhörerinnen und Zuhörer animiert, (wieder) zu Schweitzers Büchern zu greifen.

Um Albert Schweitzers geistiges Werk einem größeren Interessentenkreis zugänglich zu machen, biete ich zudem gerne die Möglichkeit einer Lesung als Benefiz-Veranstaltung an – sei es privat oder öffentlich – zugunsten der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum. Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, auf diesem Wege unsere Stiftungsarbeit unterstützen wollen, empfehle ich Ihnen, zwischen dem Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrum Frankfurt a. M. und der Institution, in der eine Benefiz-Lesung zu Gunsten der Stiftung stattfinden kann, einen entsprechenden Kontakt herzustellen.