Lambarene ohne Strom – das Spital im Licht

Von Roland Wolf

Ende Januar 2013. Seit Tagen versuche ich verzweifelt, das Schweitzer-Spital in Lambarene per E-Mail zu erreichen. Schon zuvor war die Verbindung schlecht, jetzt geht überhaupt nichts mehr. Schließlich klappt es doch, und ich erfahre, dass es erhebliche Probleme mit der Stromversorgung in Lambarene gibt. Immer wieder fällt der Strom minuten- oder stundenlang aus, Mitte Januar waren die Stadt und damit auch das Schweitzer-Spital zwei ganze Tage ohne Strom. Das alte Notstromaggregat des Krankenhauses lief zwei Tage lang im Dauerbetrieb, wofür es nicht geeignet war, so dass es schließlich den Dienst versagte. Wichtige Operationen mussten aufgeschoben werden, zwei im Koma liegende Patienten starben, weil die Sauerstoffversorgung versagte.

Mitte Februar. Ankunft in Libreville, der Hauptstadt Gabuns. Am Kiosk kaufe ich mir die beiden Tageszeitungen des Landes und stoße in einer auf einen Artikel mit der Überschrift: Strom in Lambarene – ein Leidensweg! Seit mehr als zwei Monaten, so führt der Artikel aus, falle in allen Stadtteilen von Lambarene am Tag wie in der Nacht stundenlang der Strom aus. Ursache sei eine Panne des stärksten – gleichwohl neuesten – der vier Aggregate, die die Stadt mit Strom versorgen. Auch eine Krisensitzung beim Provinzgouverneur und seine Anweisung, vor allem die Versorgung wichtiger Dienste wie der Krankenhäuser zu sichern, habe keine Änderung gebracht.

Drei Tage später bin ich in Lambarene. Beim Rasieren morgens stehe ich plötzlich im Dunkeln. Doch 30 Sekunden später geht das Licht wieder an. Noch zweimal am Tag wiederholt sich das Geschehen, in jeweils weniger als einer Minute ist der Strom wieder da. Die Ursache dafür findet sich in einem Gebäude neben der Autowerkstatt: dort steht seit einigen Tagen das neue Notstromaggregat des Krankenhauses. Rund 100.000 Euro hat es gekostet und ist auch für einen Dauerbetrieb von bis zu 50 Stunden geeignet.

Nach dem Abendessen fahre ich mit einer Gruppe von Spitalbesuchern, Gabunern und Franzosen, vom Krankenhaus ins Zentrum. Die Stadt liegt weitgehend im Dunkeln. Nur da wo Notstromaggregate vorhanden sind gibt es Licht. Wir setzen uns auf die Terrasse eines Restaurants, das zu den besseren von Lambarene gehört, um etwas zu trinken. Eine Kerze schafft es kaum, den Tisch mit den Getränken zu erleuchten. Der Stimmung der Gruppe tut das keinen Abbruch. Vor allem auch, weil wir wissen, dass im Albert-Schweitzer-Spital das neue Notstromaggregat seinen Dienst verrichtet und die medizinische Versorgung der Patienten gesichert ist.

Dr. Roland Wolf