Von Daniel Neuhoff
Die mittlerweile dritte Sitzung des Stiftungsrates der Fondation Internationale de l’Hôpital du Docteur Albert Schweitzer à Lambarene (FISL) in diesem Jahr fand im Anschluss an die Gedenkfeier anlässlich des fünfzigsten Todestages von Albert Schweitzer im Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene statt. Die Gedenkfeier wurde von der „Vereinigung der Freunde Albert Schweitzers in Gabun“ organisiert und sah unter anderem die Teilnahme des Ministerpräsidenten von Gabun, Herrn Prof. Daniel Ona Ondo, in Vertretung des Staatspräsidenten vor.
Eröffnet wurden die Feierlichkeiten mit einem ökumenischen Gottesdienst, der gemeinsam von christlichen und islamischen Geistlichen ausgerichtet wurde. Nach Eintreffen des Ministerpräsidenten, in dessen Gefolge auch der stellvertretende Parlamentspräsident sowie ranghohe lokale Politiker auftraten, wurde ein Kranz in den Nationalfarben Gabuns am Grab Albert Schweitzers niedergelegt. Anschließend folgte die symbolische Grundsteinlegung für den neuen sogenannten Albert-Schweitzer-Platz am Eingang des Spitals durch den Ministerpräsidenten.
Höhepunkt der Veranstaltung war dann die offizielle Eröffnung der neuen Geburtsstation (Maternité), die vom Schweizer Hilfsverein großzügig finanziert wurde. Dabei hielten der Präsident der Spitalstiftung FISL, Dr. Daniel Stoffel, sowie der Ministerpräsident eine kurze Ansprache. Der offiziell immerhin zweite Mann im Staat bekräftigte, dass das Albert-Schweitzer-Spital eine feste Institution im gabunischen Gesundheitssystem ist, die auch künftig vom Staat gefördert werde.
Am darauf folgenden Tag traf sich dann der Stiftungsrat mit insgesamt zehn Teilnehmenden zu seiner Sitzung. Neu im Kreis ist der gabunische Senator Robert Ndong, von dem der Rat sich eine engere Bindung zum gabunischen Staat erhofft. Zur medizinischen Situation im Spital: Diese hat sich seit der Fertigstellung der neuen Geburtsstation deutlich verbessert, was sich auch an der im Vergleich zum Vorjahr steigenden Anzahl an Geburten widerspiegelt. Seit Anfang September 2015 ist zudem der französische Arzt Dr. Arnaud Flamen im Albert-Schweitzer-Spital tätig und unterstützt den Direktor in allen medizinischen Belangen. Erfreulich auch, dass dank der Vermittlung der europäischen Hilfsvereine immer wieder europäische Ärzte für Vertretungen ins Albert-Schweitzer-Spital kommen. Jüngste Beispiele hierfür sind der französische Chirurg Dr. Claude Rollin, der im Sommer sechs Wochen im Spital gearbeitet hat, und Prof. Dr. Dr. Hartmut Feifel, der mit seinem Aachener Team im September wie im Vorjahr Lippen-Kiefer-Gaumenspalten operiert hat. Der Deutsche Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene e. V. unterstützt das Spital sowohl auf dieser logistischen als auch auf direkter finanzieller Ebene. Hierzu gehört zum Beispiel die Unterstützung des Sozialfonds, aus dem mittellose Patienten unterstützt werden.
Zunehmend von Bedeutung ist auch der Beherbergungsbetrieb in der historischen Zone (Jan. – Sept. 2015: 2.429 Übernachtungen), dessen Nettoeinnahmen dem Spitalhaushalt zu Gute kommen. Die finanzielle Situation bleibt jedoch in höchstem Maße angespannt, da der Staat seine Subventionen für das Albert-Schweitzer-Spital in Folge der Ölpreiskrise in diesem Jahr um die Hälfte auf etwa 580.000 Euro reduziert und zugleich höhere Löhne für das Personal festgesetzt hat. Im Stiftungsrat herrscht Einigkeit darüber, dass ohne eine Rücknahme der Subventionskürzung eine Weiterführung des Albert-Schweitzer-Spitals nicht möglich sein wird. Aufgrund der intransparenten Hierarchien im gabunischen Staatsapparat und bis dato erfolglosen Gesprächen auf Ministerebene richtet sich die FISL nun direkt an den Staatspräsidenten Ali Bongo Ondimba. Darüber hinaus arbeitet der Stiftungsrat an einem Zukunftskonzept, das auf medizinischer, finanzieller und organisatorischer Ebene das Spital in eine erfolgreiche Zukunft führen soll.