Von Gottfried Schüz
Wir trauern um Elfriede Bomze, geborene Bamberger, die vergangenen Juli im Alter von 83 Jahren von uns gegangen ist. Elfriede Bomze hatte sich wie kein Anderer um den Aufbau des früheren Albert-Schweitzer-Archivs und heutigen Albert-Schweitzer-Zentrums in Frankfurt am Main verdient gemacht.
Die gelernte Kindergärtnerin und Krankenschwester leitete den Kindergarten in Frankfurt-Bornheim, als sie 1972 zufällig auf einen Artikel über Albert Schweitzer und sein Lambarene-Spital stieß, das ihr bereits aus der Schulzeit ein Begriff war. Neugierig, was denn aus dem Spital seit Schweitzers Tod geworden sei, kam sie in Kontakt mit dem damaligen Albert-Schweitzer-Archiv, das sich seit einigen Jahren in Räumen des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt befand. Sehr schnell wurde ihr klar, welche Geistesschätze dieses Archiv beherbergte, die gehoben sein wollten. Dazu bedurfte es freilich der nötigen räumlichen, materiellen und personellen Unterstützung. Statt nun darauf zu warten, dass sich solches amtlicherseits einfände, nahm sie selbst in die Hand, was sie nötig fand zu tun: „Ich nahm mir einen Tisch, … brachte von zu Hause eine kleine Reiseschreibmaschine mit und saß nun demonstrativ im Saal und fing an zu arbeiten … Ein Telefon gab es nicht. Ich musste zum Telefonieren immer zu einer der anderen Institutionen im Haus“ – so berichtete Frau Bomze von den Anfängen ihrer Archivarbeit. Die beginnende Öffentlichkeitsarbeit zog eine wachsende Korrespondenz mit Schulen, Kirchengemeinden und Universitäten nach sich. Vorhandenes Archivmaterial musste geordnet, neu hinzukommendes Schrift- und Bildmaterial archiviert werden. Zusammen mit einer Bekannten, der Kunsthistorikerin Halina Tremska, begann sie eine tageschronologische Sammlung von Dokumenten von und über Albert Schweitzer, seiner Familie und Mitarbeitern aufzubauen: beginnend mit Schweitzers Geburtsjahr 1875 – eine inzwischen weltweit einmalige Sammlung, die mehrere hundert Ordner und Kartons umfasst.
Nach anfänglich ehrenamtlicher Tätigkeit übernahm Frau Bomze 1979 die Leitung des Archivs, das mit den Jahren in den Räumen des Hauses in der Saalgasse nicht mehr unterzubringen war. Glücklicherweise fanden sich dann im Jahre 1984 in einem Haus der Inneren Mission in der Neuen Schlesingergasse geeignete Räumlichkeiten. Dort gelang es Elfriede Bomze, das Archiv zu einem weithin beachteten und geachteten Zentrum für Leben und Werk Albert Schweitzers auszubauen.
Auch nachdem sie 1994 in den endgültigen Ruhestand verabschiedet worden war, blieb Frau Bomze dem Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrum mit dem Deutschen Hilfsverein einerseits sowie der 1995 gegründeten Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum andererseits, der sie als Ehrenmitglied angehörte, mit Rat und Tat weiter eng verbunden.
Der Heimgang von Elfriede Bomze ist für alle, die sich um die Erhaltung und Verbreitung des geistigen Werkes von Albert Schweitzer bemühen, ein großer Verlust. Wer sie persönlich kannte, wusste ihre sachliche Verbindlichkeit und Warmherzigkeit zu schätzen. Was auch immer an der Tagesordnung war, sie behielt Schweitzers Leitidee der Ehrfurcht vor dem Leben immer im Blick und die damit verbundene Verantwortung für ein größeres Ganzes.