Von Roland Wolf
Flughafen Frankfurt, vor dem Flug nach Lambarene zur halbjährlichen Sitzung der Internationalen Stiftung für das Albert-Schweitzer-Spital. Bei der Zeitungslektüre stoße ich in der Frankfurter Rundschau auf eine Überschrift, die mich sofort interessiert: „Malariaimpfstoff erweist sich als wirksam“. Von einer großen klinischen Studie über den Wirkstoff RTS,S des britischen Herstellers GlaxoSmithKline ist dort die Rede, der an 6.000 Kindern zwischen 5 und 17 Monaten getestet wurde und sich als wirksam erwiesen hat. Eine ähnlich kurze Meldung finde ich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung („GSK hofft auf Malaria-Impfstoff“), ausführlichere Berichte in der Süddeutschen Zeitung („Spritze mit großer Hoffnung“) und der französischen Zeitung Le Monde („ein weiterer Schritt zu einer Impfung gegen Malaria“).
Alle Berichte nehmen Bezug auf einen Artikel, der zwei Tage zuvor in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine erschienen war. Dort veröffentlichte ein internationales Forscherteam erste Ergebnisse der klinischen Erprobung des Impfstoffs RTS,S/AS01 an 15.460 afrikanischen Kindern. Die Impfungen wurden seit März 2009 in elf Zentren in sieben Ländern (Burkina Faso, Gabun, Ghana, Kenia, Malawi, Mosambik und Tansania) durchgeführt, und nun werden erste Ergebnisse für 6.000 Kinder zwischen 5 und 17 Monaten vorgelegt. Ein Jahr nach der dreimaligen Impfung mit dem Wirkstoff, der im Labor von GlaxoSmithKline in Zusammenarbeit mit der PATH Malaria Vaccine Initiative entwickelt worden war, zeigt sich, dass das Risiko, an Malaria zu erkranken, in dieser Altersgruppe um 56 % und bei der besonders schweren Form der Malaria um 47 % abgenommen hat. Nebenwirkungen und Probleme sind dabei nicht häufiger aufgetreten als in einer Vergleichsgruppe. Eine gute Nachricht für die Kinder in Afrika, die einen Großteil der jährlich etwa 800.000 Opfer der Malaria ausmachen. Nun warten die Forscher auf die Ergebnisse der zweiten Zielgruppe, der Kinder zwischen 6 und 12 Wochen, und hoffen, dass eine frühe Impfung einen besseren Schutz bietet.
In keinem der zitierten Presseberichte ist von Lambarene die Rede, auch nicht in einem ausführlichen Artikel der gabunischen Tageszeitung Gabon Matin. Dabei wäre das doch eine hervorragende Möglichkeit gewesen, auf die Forschungseinheit im Albert-Schweitzer-Spital hinzuweisen. Die Tatsache, dass in Lambarene Spitzenforschung auf internationalem Niveau betrieben wird, ist in der gabunischen Öffentlichkeit sicher weniger bekannt als in Kreisen der internationalen Tropenmedizin.
Dafür hat nun der Artikel im New England Journal of Medicine gesorgt. Denn dort steht das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene mit seinen zwölf Autoren des Beitrags dank der alphabetischen Reihung an erster Stelle der elf Forschungszentren.