Einblick in afrikanischen Lebensalltag

Von Stephan Hübner (Schwarzwälder Bote)

Mehr als 45.000 Euro an Spendengeldern brachte die Reisegruppe aus Königsfeld nach Lambarene. Die Reise bot auch Gelegenheit, sich über das Spital und die Lebensumstände der afrikanischen Bevölkerung zu informieren. Die in Königsfeld gesammelten Spenden sollen dem Neubau des Kindergartens zugute kommen. Die Reisegruppe konnte sich davon überzeugen, dass die Arbeiten dringend nötig sind. Denn das Gebäude, in dem bis zu 90 Kinder untergebracht sind, steht laut Bürgermeister Fritz Link an der denkbar schlechtesten Stelle. Mitten in einer Senke gebaut, staut sich in der Regenzeit das Wasser so sehr, dass Bodenfliesen hoch gedrückt werden und die Wände angegriffen sind. Das Geld sei mehr als gut angelegt, versichert Link. Die Spende liegt auf einem Treuhandkonto der internationalen Albert-Schweitzer-Stiftung und kann auch nur mit deren Genehmigung verwandt werden. So ist sicher, dass das Geld auch wie geplant eingesetzt wird.

Wohnumstände in den Städten „erschreckend“

Die Reisegruppe erhielt auch Einblick in die Lebensumstände der Bevölkerung. Dies machte manch einen Teilnehmer nachdenklich. Die Wohnumstände in den Städten waren „erschreckend“, betonten sie nach ihrer Rückkehr. Dieter Siebörger sprach von armseligen Behausungen. Andererseits sei die Bevölkerung nach westlichen Maßstäben konsumorientiert, so Link. Es gebe Handys ebenso wie Flachbildfernseher in den einfachen Hütten. Die Frage sei, wie dies mit der traditionellen Lebensform konform gehe. Negativ fiel den Besuchern auch der überall herumliegende Müll auf. Dieser stamme ausschließlich von westlichen Konsumgütern.

Sie habe erst im Nachhinein gemerkt, in was für einem Schlaraffenland die Menschen in Europa leben, stellte Irmgard Moosmann fest. Link sprach von einem frappierenden Armutsgefälle. Ein geregeltes Einkommen gebe es nur bei ganz wenigen, die Menschen lebten vor allem vom Verkauf eigener Produkte. Maniok ist das Hauptnahrungsmittel, Brandrodung an der Tagesordnung. Beherrschende Erfahrung sei, dass die Leute von der Hand in den Mund leben, so Siebörger.

Auffällig nannte Link die hohe Importabhängigkeit des Landes. Vor allem bei Baumitteln gebe es kaum eigene Produkte. Diese müssten aus Europa eingeführt werden, was mit ein Grund sei für die hohen veranschlagten Kosten von etwa 400. 000 Euro für den Neubau des Kindergartens. Auch Handwerker gebe es kaum. Im Bildungssystem müsse noch einiges getan werden. Das gleiche gelte für Straßen. Selbst heute noch kommen viele Kranke per Einbaum über den Fluss Ogowe ins Hospital.

Einer der Programmpunkte war die Übergabe einer 1957 von Franz Gutmann in Lambarene geschaffenen Büste Albert Schweitzers. Diese ziert nun das ehemalige Musikzimmer des Urwalddoktors.

Drei Tannenzweige aus dem Doniswald auf Gräber gelegt

Außerdem nahm die Gruppe drei Tannenzweige aus dem Doniswald mit, die auf den Gräbern von Albert, Helene und Rena Schweitzer abgelegt wurden.

Ein ganz besonderes Erlebnis war die Fahrt auf dem Ogowe. Außerdem gab es neben der Äquatorüberquerung einen Ausflug in den Dschungel mit entsprechender Taufe. Diese erfolgte mittels des in Lianensträngen gespeicherten Wassers. Gewöhnungsbedürftig war dabei für die Besucher das Klima mit 75 bis 85 Prozent Luftfeuchtigkeit. So war das Programm laut Link „nicht immer ohne körperliche Strapazen“ zu bewältigen.

Irmgard Moosmann zeigte sich beeindruckt von dem, was Albert Schweitzer in der Abgeschiedenheit geleistet hatte. Christa Stiegenroth wiederum war beeindruckt vom Stolz der Einwohner und vom netten Empfang. In gewisser Hinsicht sei Afrika Europa weit voraus, meinte sie. Vor allem die Kinder zeigen ihr zufolge Stärke und kämpfen gegen ihr Schicksal an.

Wir danken dem Schwarzwälder Boten, Redaktion St. Georgen, für die freundliche Genehmigung zur Publikation dieses Artikels.