Ein Koffer „voll Albert Schweitzer“ auf dem Weg in die Schule

Von Miriam Raabe

Wir, die Klasse 3d der Wiesbadener Hebbelschule, hatten das Glück, in den letzten Wochen vor den Ferien bei einem Projekt zum Thema „Albert Schweitzer“ teilzunehmen. Hierbei besuchte uns der Vorsitzende der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum, Dr. Gottfried Schüz, mit einem Koffer „voll Albert Schweitzer“.

Als Vorbereitung für das Projekt lernten die Kinder den Lebenslauf von Albert Schweitzer kennen. Daran orientiert erlebten wir gemeinsam spannende und witzige Situationen, in denen wir über einzelne Stationen über Albert Schweitzers Lebensweg sprachen, Schlüsselsituationen in Rollenspielen darstellten oder sie malten. Die Kinder hatten nun ein tolles Grundwissen über Albert Schweitzer.

Die Klasse konnte es kaum erwarten, dass Herr Schüz uns besucht. Er beeindruckte die Kinder mit seinen neuen Informationen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse. Es war wunderschön zu sehen, wie die Kinder in diesem Projekt aufgingen.

Mit Herrn Schüz erfuhren die Kinder noch mehr über Albert Schweitzers Leben und seine Absichten, seine Gedanken und seine Wünsche. Sie ließen sich für die fächerübergreifenden Themen, die sich anschlossen, begeistern. So wurde zum Beispiel über Orgel und Orgelmusik gesprochen. Wir durften von Schweitzer selbst gespielte Bachwerke hören und uns entspannen, Orgelpfeifen anfassen und ausprobieren und die Funktion einer Orgel am Smartboard nachvollziehen.

Gemeinsam haben wir auch über das Spital in Lambarene nachgedacht. Es kamen Fragen auf, wie: „Was gehört zu einem Krankenhaus?“, „Woran muss man denken?“ und „Was ist an Schweitzers Spitaldorf anders als an einem Krankenhaus bei uns?“ Die Kinder erfuhren mehr über den Lageplan in Lambarene, durften anhand eines Modells selbst ausprobieren, wie Schweitzer die Spitalgebäude tropengerecht baute, und konnten an Modell und Kompass deren topografische Ausrichtung experimentell nachvollziehen.

Ferner haben die Kinder ausgehend von Goethes Gedicht: „Als ich einmal eine Spinne erschlagen …“ ihr Verhältnis zu unbeliebten Tieren reflektiert. So haben die Kinder über ihr „Ekeltier“ gesprochen. Hier stand die Frage „Hat jedes noch so ekliges Tier das Recht zu leben?“ im Vordergrund. Jedes Kind durfte zu seinem „Ekeltier“ Informationen und Erlebnisse sammeln. Daraus entwickelten sich Gruppen, die dann zu ihrem Tier auf Plakaten eine Präsentation erarbeitet und dargeboten haben. Auch da haben die Kinder tolle Erfahrungen, Ideen und Denkanstöße eingebracht.

Ein Film aus dem Albert-Schweitzer-Koffer machte es den Kindern möglich, Originalaufnahmen von Albert Schweitzer und Lambarene zu sehen und Schweitzers Stimme zu hören. So konnten sich die Kinder nun noch mehr in das Thema einfinden.

Auch das gemeinsame Philosophieren bereitete uns großen Spaß. Wir philosophierten in Kleingruppen, bei einem von Herrn Schüz entwickelten Spiel oder in der gesamten Klasse. Fragen, wie wir eigentlich mit unseren Mitschülern und Mitgeschöpfen umgehen bzw. umgehen sollten, bis hin zu globalen Umweltthemen wurden erörtert. Es war beeindruckend, welch tiefgründige Gedanken die Drittklässler äußern und verteidigen können.

Es war ein wunderschönes Projekt, das die Kinder dazu gebracht hat über das Miteinander nachzudenken, das eigene Verhalten zu reflektieren und gegebenenfalls auch bereits zu verändern.

Allein in den vier Wochen, in denen wir uns mit dem Thema beschäftigt haben, konnte ich eine deutliche Veränderung in dem Verhalten erkennen. Die Kinder stritten weniger, bzw. respektvoller:

– „Lass ihn doch … jeder darf sagen, was er will.“
– „Überleg‘ doch erst mal, bevor du meckerst.“
– „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will. Wir wollen alle leben, also lasst uns doch vertragen.“
– „Nein, nicht die Wespe schlagen … sie darf auch leben.“

Als Fazit kann ich als Klassenlehrerin sagen, dass ich mich sehr auf den „Albert-Schweitzer-Koffer“ freue, der diesen Herbst von der Behinderten-Werkstätte Bethel im Auftrag der Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum in Serie fertiggestellt sein wird. Angefüllt mit vielfältigen Medien und Unterrichtsmaterialien wird er im Lehrmittelfundus unserer Schule einen unverzichtbaren Platz einnehmen. Es bleibt nur zu wünschen, dass möglichst viele Schulen diesem Beispiel folgen. Der Koffer kann (auch „leer“) beim Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrum Frankfurt am Main bezogen werden.

Vielen Dank an Herrn Schüz für dieses tolle Projekt und die Einladung unserer Klasse in das Museum des Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums in Frankfurt am Main. Wir können es kaum erwarten, unsere Erkenntnisse aus Schweitzers Leben und Wirken noch weiter zu vertiefen.