Als Andreas Pitz, Kurator der Ausstellung „Spurensuche – Albert Schweitzer in Rheinhessen“, vor einigen Jahren in ein Haus in Nierstein einzog, ahnte er nicht, wer einst in diesem Haus als Gast weilte. Durch Hörensagen von Nachbarn und konkrete Hinweise von Dorothea Zager, die damals als Pfarrerin im nahen Oppenheim wirkte, nahm Andreas Pitz die Spurensuche auf. Es entstand ein Mosaik aus Fotos, Briefen, Kirchenbüchern und Gesprächen mit Zeitzeugen. Dies alles mündete in einer Ausstellung und Buchpublikation, die Albert Schweitzers Aufenthalte im rheinhessischen Nierstein dokumentieren.
Die Ausstellung, die Pitz für den Geschichtsverein Nierstein konzipiert hat und dort bereits im Spätsommer und Herbst gezeigt hatte, konnte vom 10. bis 19. April vom Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrum und dem Evangelischen Regionalverband im Dominikanerkloster in Frankfurt am Main gezeigt werden.
Sie zeigt auf, wie Albert Schweitzer durch persönliche Kontakte vor 60 Jahren zum ersten Mal nach Nierstein kam und dort einige Tage im Weingut Georg und Karl Ludwig Schmitt verbrachte. Die Kontakte kamen über den amerikanischen Bildhauer und Maler Louis Mayer zustande, dessen Familie aus Rheinhessen stammte und der der Patenonkel von Karl Ludwig Schmitt war. Dort wurde Albert Schweitzer am 18. September 1951 der „Preis der Menschenrechte“ verliehen. 1957 nahm Schweitzer die Trauung von Louis und Dora Mayer in Dolgesheim vor. In Oppenheim spielte der große Organist auf der Walckerorgel der Katharinenkirche.
Die in der Ausstellung zusammengetragenen Zeugnisse stehen in Verbindung mit Begegnungen, die Menschen – sei es als Kinder und Jugendliche, sei es als Erwachsene – mit Albert Schweitzer hatten. Sie alle machten Erfahrungen, die sie ein Leben lang in ihrem Denken und Handeln prägten. Im rheinhessischen Raum hatte der Urwalddoktor Kontakt mit so prominenten Persönlichkeiten wie dem ersten Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Martin Niemöller, dem Mainzer Atomphysiker Karl Bechert und der Pianistin Elly Ney.
Die Ausstellungseröffnung wurde eingeleitet von Prof. Dr. Werner Zager. Am 19. April 2012 referierte Pfarrer Wilhelm Wegner über das Thema „Albert Schweitzer, Karl Bechert und die Atomfrage“.
Begleitend zur Ausstellung ist bei der Evangelischen Verlagsanstalt in Leipzig der von Andreas Pitz und Werner Zager herausgegebene Band „Spurensuche: Albert Schweitzer in Rheinhessen“ erschienen.