Rezension: Das Buch der Albert-Schweitzer-Zitate

Rezension von Harald Stefahn

Das Multitalent aus dem Elsass – Orgelvirtuose, Theologe, Philosoph, Urwalddoktor und Baumeister seines eigenen Spitals – hat überdies rund neunzig Bücher, Aufsätze und Vorträge verfasst, womit er wohl im Umfang bedruckten Papiers die meisten Schriftsteller (im Hauptberuf) weit in den Schatten stellt.

Pünktlich im Jubiläumsjahr des Lambarene-Spitals, gegründet 1913, ist nun ein Buch erschienen, das wohl etwas Singuläres darstellt. Wo gab es je ein Werk, das dreihundertfünfzig Seiten lang Zitate aus dem schriftlichen Lebenswerk eines einzigen Verfassers aneinanderreiht? Dabei sind hier „nur“ etwa dreißig Schriften ausgewertet – immerhin ein Großteil seiner Werke, die das Quantitätsmerkmal „Buch“ besitzen. Soweit Originalzitate nur in der Sekundärliteratur stehen, ist diese mit verwendet worden.

Schon vor einem Vierteljahrhundert erschien eine umfangreiche Zitatensammlung, herausgegeben von Richard Brüllmann. Allerdings konnte sie noch nicht all die Nachlassbände auswerten, ein Dutzend immerhin. Mit deren Inhalt ist eben der jetzige Umfang so sehr gewachsen. Zusammengestellt hat ihn Schweitzers Arztkollege Dr. Einhard Weber, Vorsitzender des Deutschen Hilfsvereins für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene e.V. Etliche hilfreiche Geister waren bei der Auswahl mit am Werk.

In sechs Hauptkategorien – mit jeweils vielen Unterabteilungen – ist der Zitatenschatz aufgeteilt: I. Philosophie und Leben, II. Kultur und Kulturkritik, III. Ethik, IV. Religion und Theologie, V. Musik, VI. Autobiographisches. Hier ließe sich einwenden, dass die Gruppen I und III sich in vielem überschneiden, denn Schweitzers Philosophie begriff sich ja ausdrücklich als ethischer Natur. Nur ist einzusehen, dass die Fülle gerade dieses Komplexes mit zusammen 28 Einzelabschnitten dem Herausgeber als teilungsbedürftig erscheinen musste.

Wer sich in Schweitzers Werken auskennt, findet Vertrautes im Konzentrat wieder. Wem sie bisher ferner standen, der kann vielseitig angeregt werden, zu diesem oder jenem Original zu greifen, ad fontes zu gehen, auch mit Hilfe der Stichworte im umfangreichen Register. „Was man auch gegen solche Sammlungen sagen kann, welche die Autoren zerstückelt mitteilen, sie bringen doch manche gute Wirkung hervor.“ So Goethe in Dichtung und Wahrheit. Dieses treffende Zitat, das noch weiter geht, ist unserem Text als Motto vorangestellt. Finderglück. Auf zu den Unerschöpflichkeiten!

Das Buch der Albert-Schweitzer-Zitate. Herausgegeben von Einhard Weber. Verlag C.H. Beck, München 2013. Paperback, 391 Seiten