Albert Schweitzer wissenswert (Flyer)

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„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“

Albert Schweitzer wissenswert

„Ehrfurcht vor dem Leben“  – so lautet die ethische Leitidee Schweitzers, an der wir unser Leben ausrichten sollen: „Wahrhaft ethisch ist der Mensch nur, wenn er der Nötigung gehorcht, allem Leben, dem er beistehen kann, zu helfen, und sich scheut, irgend etwas Lebendigem Schaden zuzufügen.“

Wer war Albert Schweitzer, der diese zentrale Botschaft seines Denkens hinterlassen hat? Schweitzer gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Als Theologe, Philosoph, Urwaldarzt, Musikwissenschaftler und Organist hat er vielfältig gewirkt.

Sein Denken und Handeln bildet eine glaubwürdige Einheit. Angesichts der allgegenwärtigen Bedrohung der Schöpfung ist Schweitzers Ethik aktueller denn je.

Albert Schweitzer (1875–1965): Eine eigenwillige Biografie

14.1.1875 im elsässischen Kaysersberg geboren, wuchs Schweitzer im ländlichen Günsbach (Nähe Colmar) auf, wo sein Vater als Pfarrer wirkte. Nach Schule und Abitur studierte er ab 1893 Theologie und Philosophie an der Universität Straßburg. Bald nach bestandenem theologischen Examen legte er die philosophische und zusätzlich die theologische Doktorprüfung ab. Neben dem Kirchendienst als Vikar erforschte er vor allem Leben und Lehre von Jesus und Paulus und wurde Univer – sitätsdozent für Neues Testament. Daneben widmete er sich intensiv der Orgelmusik, vor allem dem Werk Johann Sebastian Bachs, ebenso dem Orgelbau. Das Orgelspiel hatte er bereits als Kind erlernt und gab neben Studium und Beruf europaweit zahlreiche Konzerte. Auch schrieb er nebenbei umfangreiche Bücher über die Musik Bachs.

Trotz seiner Erfolge gab er seine Universitätslaufbahn auf und studierte Medizin, um als Missionsarzt nach Afrika gehen zu können. 1913 siedelte er mit seiner Frau Helene nach Afrika über und baute in Lambarene ein Urwaldhospital auf, das bis heute besteht. Neben seiner schweren ärztlichen Tätigkeit im Urwald war er unermüdlich für den Ausbau des Krankenhauses im Einsatz. Ferner arbeitete er in den Abend- und Nacht stunden neben seiner umfangreichen Korrespondenz eine „Kulturphilosophie“ aus und begründete die berühmt gewordene Ethik der Ehrfurcht vor allem Leben. Durch Konzert- und Vortragsreisen sammelte er in vielen Ländern Geld und Medikamente für sein Spital.

Außerdem kämpfte er für atomare Abrüstung und Frieden in der Welt. Für seine vielfältige humanitäre Arbeit erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Friedensnobelpreis (1954 in Oslo). Bis in sein 90. Lebens jahr war Schweitzer im helfenden Dienst an Mensch und Kreatur aufopferungsvoll tätig. Am 4. September 1965 starb er in Lambarene, wo er auch beerdigt wurde.

Albert Schweitzer: Arzt in Äquatorialafrika, um Leid zu lindern

„Arzt wollte ich werden, um ohne irgendein Reden wirken zu können.“

Aus Dankbarkeit für das ihm zuteil gewordene Glück beschloss Schweitzer bereits als einundzwanzigjähriger Student, ab dem dreißigsten Lebensjahr seine ganze Kraft für „ein unmittelbar menschliches, wenn auch noch so unscheinbares Dienen“ einzusetzen. Solches verstand er als sein Ja zum Nachfolgeaufruf Jesu. Obwohl sich ihm später eine Doppelkarriere als erfolgreicher Universitätsdozent und gefragter Orgelvirtuose aufgetan hatte, blieb er seinem früheren Gelübde treu. Er wollte nicht länger nur von der „Religion der Liebe“ reden, sondern sie im Tun verwirklichen.

Nach einigen Umwegen geriet er an einen Aufruf der Kongomission, die auf den dringenden Bedarf an Ärzten in Äquatorialafrika aufmerksam machte. Daraufhin nahm Schweitzer ein Medizinstudium in Angriff, um sich für eine solche Aufgabe zu qualifizieren – gegen den massiven Protest seiner Verwandten und Bekannten, die wenig Verständnis für diesen Schritt aufbrachten. Mit seiner Promotion zum Dr. med. und einer tropenmedizinischen Zusatzausbildung war für ihn der Weg nach Afrika frei. Im Jahr 1913 gründete Albert Schweitzer zusammen mit seiner Frau Helene auf dem Gelände der Pariser Evangelischen Mission in Lambarene ein Urwaldspital. Weil nicht einmal eine einfache Wellblechbaracke vorhanden war, machte er einen verlassenen Hühnerstall zu seinem ersten Behandlungs- und Operationsraum. Die Kranken mussten in einem alten Bootsschuppen untergebracht werden.

„Aber was bedeuten alle diese vorübergehenden Widerwärtigkeiten im Vergleich zu der Freude: hier wirken und helfen zu dürfen!“ – so schrieb er. „Für den Arzt, welch ein Elend! Geschwüre, Aussatz, Schlafkrankheit mit ihren entsetzlichen Schmerzen. … Und wie dankbar sind sie, wenn man ihre Geschwüre verbindet!“

Im Ersten Weltkrieg wurden die Schweitzers in der französischen Kolonie Gabun als Deutsche zu Feinden erklärt, nach Frankreich gebracht und gefangengesetzt. Anfang der 20er Jahre gelang es Albert Schweitzer, dank der Unterstützung des schwedischen Bischofs Nathan Söderblom, mit Konzerten und Vorträgen soviel Geld zu sammeln, dass er nach Afrika zurückkehren konnte. Dort baute er das inzwischen weitgehend zerfallene Spital mit großem Einsatz wieder auf.

Die Zahl der Patienten nahm währenddessen ständig zu: Operationen der häufigen eingeklemmten Brüche, die Behandlung von Malaria, von Schlafkrankheit oder von Elefantiasis waren ebenso an der Tagesordnung wie das tägliche Desinfizieren und Verbinden schwerer Fußgeschwüre oder die Versorgung Leprakranker.

Zudem wurden die Familien der Patienten auf dem Gelände des Spitals beherbergt sowie zahlreiche Tiere, die zumeist als Findlinge dort eine fürsorgliche Aufnahme und Pflege fanden. Daher musste Schweitzer auch für die Beschaffung der nötigen Lebensmittel aus eigenen Pflanzungen Sorge tragen oder aus der Umgebung (z.B. Bananen und Maniok) ankaufen.

Daneben war Schweitzer unermüdlich mit dem Ausbau seines Spitals beschäftigt, was bald an Grenzen stieß. Daher errichtete er drei Kilometer flussaufwärts des Ogowe von Grund auf ein neues Spital, das er bis zu seinem Tod im Jahre 1965 auf mehr als 70 Gebäude erweiterte und zu dem auch ein Dorf für die Leprakranken gehört.

Mitte der 70er Jahre entsprachen auch diese Spitalgebäude nicht mehr den Anforderungen. Nur ein Neubau konnte das Werk retten, der im Wesentlichen Schweitzers Tochter Rhena zu verdanken war, die die Klinikverwaltung nach dessen Tod übernommen hatte. Jener wurde im Jahre 1981 eingeweiht und beherbergt das heutige Albert-Schweitzer-Spital. Das ehemalige Krankenhaus Albert Schweitzers wurde in den vergangenen Jahren restauriert und hält als Museum das Andenken an seinen Gründer wach.

Das Lambarene-Spital ist heute eine hochmoderne Polyklinik mit eigenem Forschungslabor, Kindergarten und Grundschule sowie einer eigenen Trinkwasseraufbereitung.

Die zunehmende Anzahl an Malaria- und Aids-Kranken wie auch der Tuberkulosepatienten findet dort Aufnahme und erfolgreiche Behandlung. Bei den chirurgischen Eingriffen sind Unfälle und Darmbrüche am häufigsten. Jeder Bedürftige wird wie zu Albert Schweitzers Tagen versorgt, auch wenn er die Behandlung nicht bezahlen kann.

Trägerin des Albert-Schweitzer-Spitals ist heute eine Internationale Stiftung, die neben den Eigeneinnahmen aus dem Spitalbetrieb vom Staat Gabun und nationalen Hilfsvereinen finanziert wird.

Albert Schweitzer: Ethiker für alle Kreatur

„Erlebt der Mensch seine Verbundenheit mit allen Wesen, so entspringt daraus die Nötigung zu einem ins Uferlose gehenden Dienen.“

Schweitzer betrachtete den technischen Fortschritt und die Kulturentwicklung Anfang des 20. Jahrhunderts mit tiefer Sorge. Neben dem ungeheuren Zuwachs an Wissen und Können musste er feststellen, dass der moderne Mensch ethisch-geistig immer mehr verkümmert. In allen Bereichen sah Schweitzer die Gefahr zunehmender Unmenschlichkeit aufziehen. Er erkannte, dass die Zukunft der Menschheit davon abhängt, ob es gelingt, ein tragfähiges Fundament der Ethik zu finden, das alle weltanschaulich-religiösen und kulturellen Unterschiede der Völker überbrückt. Dieses Fundament entdeckte er in der „Ehrfurcht vor dem Leben“ – eine neue Humanitätsgesinnung, die sich für alles Leben dieser Erde verantwortlich weiß.

Wie aber lässt sich dieser Gedanke begründen? – Das ethische Denken geht von der „unmittelbarsten und umfassendsten Bewusstseinstatsache“ aus: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“

Wer über diese Tatsache tiefer nachdenkt, erkennt seine Verbundenheit mit allem Leben, ja mit dem Sein im Ganzen, dessen Teil er ist. Die Wahrhaftigkeit gegen sich selbst und seine Mitwelt nötigt einen, daraus die entsprechende Konsequenz zu ziehen: „Ethik besteht also darin, dass ich die Nötigung erlebe, allem Willen zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzubringen wie dem eigenen. Damit ist das denknotwendige Grundprinzip des Sittlichen gegeben. Gut ist, Leben erhalten und Leben fördern, böse ist, Leben vernichten und Leben hemmen.“

Wie weit die miterlebende und helfende Anteilnahme an anderem Leben zu gehen hat, muss jeder selbst entscheiden. Sie führt zu einer „ins Grenzenlose erweiterten Verantwortung gegen alles, was lebt.“ Wie sich diese unbegrenzte Verantwortung im Handeln konkretisiert? – Dazu einige von Schweitzers zahlreichen Beispielen: „Er (der Mensch) reißt kein Blatt vom Baume ab, bricht keine Blume und hat acht, dass er kein Insekt zertritt … Geht er nach dem Regen auf der Straße und erblickt den Regenwurm, der sich darauf verirrt hat, so bedenkt er, dass er in der Sonne vertrocknen muss, wenn er nicht rechtzeitig auf Erde kommt, in der er sich verkriechen kann, und befördert ihn von dem todbringenden Steinigen hinunter ins Gras.“

Allerdings gerät der Mensch immer wieder in den Konflikt, Leben schädigen oder vernichten zu müssen, um das eigene oder anderes Leben zu erhalten. Trotzdem hält Schweitzer an der grundsätzlichen Gleichwertigkeit aller Lebewesen und Lebensformen unerschütterlich fest: „Dem wahrhaft ethischen Menschen ist alles Leben heilig, auch das, das uns vom Menschenstandpunkt aus als tieferstehend vorkommt. Unterschiede macht er nur von Fall zu Fall und unter dem Zwange der Notwendigkeit, wenn er nämlich in die Lage kommt, entscheiden zu müssen, welches Leben er zur Erhaltung des anderen zu opfern hat. Bei diesem Entscheiden ist er sich bewußt, subjektiv und willkürlich zu verfahren und die Verantwortung für das geopferte Leben zu tragen zu haben.“

Wie viele Lebewesen werden aus Gedankenlosigkeit, Bequemlichkeit oder gar zum sportlichen Vergnügen unnötig geschädigt oder getötet. Wie viel Schädigung anderen Lebens, wie viel Schmerz und Leid könnte vermieden werden, wenn jeder Einzelne im Alltag die Notwendigkeit seines Tuns vor seinem Gewissen prüfen würde!

„Allen tut uns Selbstbesinnung not, die uns aus dem Dahinleben erwachen läßt. In den alten Verhältnissen müssen wir neue Menschen werden, um neue Zustände schaffen zu können.“

Albert Schweitzer: Theologe und Prediger

„Nicht durch den Glauben an das Dogma, sondern durch den Geist Christi werden wir wahrhaft Christen.“

Schon als Kind zeigte Albert Schweitzer reges Interesse an biblischen Geschichten und las eifrig im Neuen Testament. Sein Berufsziel, wie sein Vater Pfarrer zu werden, war spätestens mit dem Antritt des Theologiestudiums vorgezeichnet. Nach dem theologischen Examen trat er im Alter von 24 Jahren als Vikar an St. Nicolai in Straßburg das Predigtamt an. Weil ihm das Predigen ein „inneres Bedürfnis“ war, erwarb Schweitzer die akademische Lehrerlaubnis auf dem Gebiet der Theologie und nicht der Philosophie. Seine noch heute lesenswerten Predigten zeichnen sich durch einfache, verständliche und bilderreiche Sprache aus. Dabei sollte das Evangelium und seine Auslegung vor allem einem vernünftigen Denken zugänglich sein. In seinen zahlreichen wissenschaftlich-theologischen Arbeiten geht es Schweitzer im Kern um die Frage nach einem „wahrhaftigen“ Jesusbild. In seinen Hauptwerken „Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“ sowie der „Mystik des Apostels Paulus“ macht er deutlich: Jesus erhält seine Glaubwürdigkeit nicht durch „historische Beweise“, sondern allein durch den ethischen Geist, der von ihm ausgeht und der einen jeden in seine Nachfolge ruft.

Schweitzer sah sich der „Idee eines frei gestalteten Christentums“ verpflichtet. Nicht auf Unterwerfung unter kirchlich gebundene Glaubenssätze kam es ihm an, sondern auf die „Hingebung an die Liebe Jesu“. Christsein muss sich in tätiger Nächstenliebe bewähren, die aus der „Willensgemeinschaft mit Jesus“ erwächst. Indem wir unser Leben im Sinne Jesu gestalten, so lautet Schweitzers theologischer Kerngedanke, werden wir zu Mitarbeitern am „Reich Gottes“.

Albert Schweitzer: Musiker und Organist

„Das größte an dieser urlebendigen, wunderbar plastischen, einzigartig formvollendeten Kunst ist der Geist, der von ihr ausgeht.“

So charakterisierte Schweitzer die Musik J. S. Bachs, der für ihn der „Größte unter den Großen“ war. Es überrascht nicht, dass Schweitzers musikalische Leidenschaft vor allem der Bachschen Musik galt. Wie kam es dazu? Schweitzers musikalische Begabung zeigte sich schon sehr früh: Mit fünf erhielt er bereits Klavierunterricht, mit acht Jahren begann er Orgel zu spielen. Schon als Neunjähriger durfte er den Organisten im Gottesdienst vertreten. Zur Meisterschaft auf der Orgel brachte es Schweitzer vor allem unter der Anleitung der Organistenbrüder Eugen und Ernst Münch und später durch den berühmten Pariser Orgelvirtuosen Charles Marie Widor. Sie waren es auch, die seine Begeisterung für die Musik Bachs weckten.

Dabei entdeckte er Bach als „Dichter und Maler in Musik“. In seinen umfangreichen Büchern über die Musik Bachs arbeitete er heraus, wie Bach „das Gefühlsmäßige wie das Bildliche“, das in den Worten der zugrunde liegenden Texte zum Ausdruck kommt, „mit größtmöglicher Lebendigkeit und Deutlichkeit in dem Material der Töne“ wiedergibt. Auf seinen Konzertreisen lernte Schweitzer viele Orgeln kennen und kam dabei zur Einsicht, dass die moderne Fabrikorgel in klanglicher Hinsicht eher einen Rückschritt bedeutete. Eingehend studierte er von nun an zusätzlich den Orgelbau und wurde ein allseits geachteter Orgelbauexperte. Die Orgel war für ihn das vollkommene Instrument, das „etwas von der Art des Ewigen an sich hat“. Vielerorts wurde er als Gutachter alter Orgeln angefordert. Es gelang ihm, gar manche vor dem Abriss zu bewahren.

Albert Schweitzer: Mahner für den Frieden

„Nur das Denken, in dem die Gesinnung der Ehrfurcht vor dem Leben zur Macht kommt, ist fähig, die Zeit des Friedens in unserer Welt anbrechen zu lassen.“

Das Wettrüsten der Atommächte in den fünfziger Jahren und die zahlreichen atomaren Versuchsexplosionen ließen Schweitzer in seinem letzten Lebensjahrzehnt nicht ruhen, sich vielfältig öffentlich für Abrüstung und Frieden einzusetzen. Nach anfänglicher Zurückhaltung nutzte er vor allem seine Nobelpreisrede 1954, um die Welt vor der Atomgefahr zu warnen. Es folgte noch im gleichen Jahr sein „Appell an die Menschheit“ über Radio Oslo. In weiteren Rundfunk-Appellen erhob er seine Stimme. Nicht leidenschaftliche Anti-Kriegspropaganda, sondern die Stimme der Vernunft brachte er zu Gehör. Dabei ging es ihm um Aufklärung über die weitreichende Schädigung allen Lebens durch die freigesetzte Radioaktivität und um eine Warnung vor den weltumspannenden Folgen eines möglichen Atomkriegs. Zudem wandte er sich mit Friedensappellen an den amerikanischen Präsidenten Eisenhower und 1963 an die Regierung Kennedy, als die Gefahr eines Atomkrieges in greifbare Nähe rückte. Schweitzer durfte noch im gleichen Jahr als inzwischen 88-Jähriger erleben, dass die Atommächte ein Kernwaffenversuchsverbot in der Atmosphäre beschlossen.

Schweitzers Friedensbotschaft ist, dass wir „den Krieg aus einem ethischen Grund verwerfen, nämlich weil er uns der Unmenschlichkeit schuldig werden läßt“. Seine Forderung lautet daher: „Das Ziel, auf das von jetzt bis in alle Zukunft der Blick gerichtet sein muss, ist, dass völkerentzweiende Fragen nicht mehr durch Kriege entschieden werden können. Die Entscheidung muss friedlich gefunden werden.“

Was mit Schweitzer begann

„Die Ehrfurcht vor dem Leben gebietet uns, den hilfsbedürftigen Völkern in aller Welt Hilfe zu bringen. Den Kampf gegen die Krankheiten, von denen diese Völker bedrängt sind, hat man fast überall zu spät begonnen. Letzten Endes ist alles, was wir den Völkern der früheren Kolonien Gutes erweisen, nicht Wohltat, sondern es ist unsere Sühne für das Leid, was wir Weißen von dem Tage an über sie gebracht haben, da unsere Schiffe den Weg zu ihren Gestaden fanden. Es muss dahin kommen, dass Weiß und Farbig sich in ethischem Geist begegnen. Dann erst wird eine echte Verständigung möglich sein. An der Schaffung dieses Geistes zu arbeiten, heißt zukunftsreiche Politik treiben.“

Wie uns die Ehrfurchtsethik bewegt

„Tatsächlich ist die Ethik, die nur mit dem Verhalten zum Nebenmenschen beschäftigt ist, unvollständig. Vollständig ist nur die, die alles Leben als ein Geheimnis empfindet und durch diese Ehrfurcht vor dem Leben zur Überzeugung kommt, dass der Mensch in seinem Verhalten gegen die Nebenmenschen und alle Kreatur sich durch Anteilnahme und Gütigkeit leiten lassen muss. Diese auch die Gütigkeit gegen die Geschöpfe in sich tragende Ethik ist nicht nur vollständiger als die bisherige, sondern auch tiefer und stärker als sie. Sie erst ist fähig, die Menschen und die Völker zu einer wirklich ethischen Kultur gelangen zu lassen, durch die das große Problem der Menschheit, aus der bisherigen Friedlosigkeit zum Frieden zu gelangen, erst lösbar wird.“

Wie wir unsere Welt menschlicher gestalten können

„Die Tatsachen rufen uns zur Besinnung, wie die Bewegungen des kenternden Fahrzeuges die Mannschaft auf Deck und in die Segel jagen … Mit dem Mute der Verzweiflung müssen wir uns zu ihm zwingen. Alle miteinander wieder den geistigen Fortschritt des Menschen und der Menschheit wollen und wieder auf ihn hoffen: dies ist das Herumwerfen des Steuers, das uns gelingen muss, wenn unser Fahrzeug im letzten Augenblick noch vor den Wind gebracht werden soll. Fähig zu dieser Leistung werden wir nur in denkender Ehrfurcht vor dem Leben. Fängt Ehrfurcht vor dem Leben an, irgendwo im Denken und an der Gesinnung zu arbeiten, dann ist das Wunder möglich.“

Ein Platz für Albert Schweitzer: Das Deutsche Albert-Schweitzer-Zentrum

Der Mensch Albert Schweitzer, seine vielfältigen Leistungen als Arzt, Philosoph, Theologe, Musiker und Friedensmahner, sein Werk als Baumeister seines 1913 gegründeten Spitals in Lambarene, das als Symbol für Schweitzers Denken und Handeln steht, wird im DEUTSCHEN ALBERT-SCHWEITZER-ZENTRUM (DASZ) in Frankfurt am Main anschaulich dokumentiert.

Albert Schweitzers geistiges Erbe, die große Leitidee der praktisch zu bewährenden Humanität, kann so vielen Menschen nahegebracht werden: Es regt an zum Nachdenken über das eigene Verhältnis zur Welt und zum Leben und motiviert zu verantwortungsbewusstem Handeln. Schweitzers Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben ist dabei der entscheidende Bezugspunkt – sein Grundanliegen, verbindliche Lebensorientierungen aus eigenem Nachdenken zu gewinnen in Verantwortung gegenüber allen Lebewesen, bleibt hier als zentrale Botschaft lebendig.

Das DASZ beherbergt

  • ein Archiv mit einer umfassenden chronologischen Dokumentation zu Albert Schweitzers Leben und Werk – es ist zu Erkundungs- und Forschungszwecken jedem zugänglich;
  • eine Bibliothek mit über 3.700 Büchern in ca. 20 verschiedenen Sprachen. Sie bietet die vollständigen veröffentlichten Schriften Schweitzers und eine Vielzahl von Veröffentlichungen über ihn;
  • ein Museum als Dauerausstellung zu Leben und Werk Albert Schweitzers und insbesondere auch über dessen Wirken als Arzt in Äquatorialafrika. Fachkundige Führungen können vereinbart werden.

Neben der Dokumentation von Schweitzers Leben und Werk dient das Zentrum der ethischen Bildung mit Veranstaltungen, Vorträgen, Publikationen und dem Vertrieb von Unterrichtsmaterialien und Medien. Dies alles bietet die Grundlage für eine intensive Auseinandersetzung mit Albert Schweitzers ethisch-geistigem Erbe vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Probleme und Lebensfragen. Darüber hinaus fördert die STIFTUNG DEUTSCHES ALBERT-SCHWEITZER-ZENTRUM die Verbreitung des geistigen Werks Schweitzers und die Arbeit des Zentrums.

Der Arbeitskreis Wissenschaft am DASZ widmet sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Erforschung des vielschichtigen geistigen Werks Schweitzers und der Vorbereitung und Begleitung von Publikationen.

Das DASZ ruft Albert Schweitzer als beispielgebenden Praktiker der Humanität und als kritischen Denker ins heutige Bewusstsein. Es zeigt Schweitzers Bedeutung auf, der mit seinen Beiträgen zur Verantwortung für die Natur wie zur Frage nach einem tiefverwurzelten Frieden unter den Menschen als Vorreiter der ethischen Gegenwartsdiskussion gelten muss. Träger des DASZ ist der DEUTSCHE HILFSVEREIN FÜR DAS ALBERT-SCHWEITZER-SPITAL IN LAMBARENE e. V. mit Sitz in Frankfurt am Main. Dieser Hilfsverein gehört seit seiner Gründung 1963 zu den drei größten Geldgebern für das Spital in Lambarene. An der Gestaltung des Schweitzer-Spitals ist der Deutsche Hilfsverein nicht nur finanziell, sondern auch durch eigene Projekte (u. a. medizinisches Forschungslabor, Grundschule) maßgeblich beteiligt.

Spendenkonten bei der Deutschen Apotheker- u. Ärztebank eG:

Stiftung Deutsches Albert-Schweitzer-Zentrum
IBAN DE43 3006 0601 0004 1344 94
BIC DAAEDEDD

Deutscher Hilfsverein für das Albert-Schweitzer-Spital in Lambarene e.V.
IBAN DE25 3006 0601 0004 3003 00
BIC DAAEDEDD