Von Einhard Weber
Der soeben erschienene 100-seitige Rundbrief Nr. 103 trägt den Titel „Doppelte Wahrheit“ – ein Begriff, der uns seit dem Mittelalter immer wieder begegnet. Dr. Andreas Rössler beschreibt in seinem Artikel Albert Schweitzers lebenslanges Ringen um die Einheit von Vernunft und Glaube. Schweitzer war tief davon überzeugt, dass sich beide, um der Wahrhaftigkeit willen, nicht widersprechen dürfen.
In der Rubrik der aktuellen Schweitzer-Rezeption beschäftigt nachfolgend Prof. Dr. Claus Luttermann aus juristischem Blickwinkel mit Problemen der Gentechnik, die unsere natürlichen Lebensgrundlagen betrifft. Er weist dabei angesichts „eines noch nicht endgültig geklärten Erkenntnisstandes der Wissenschaft“ auf die besondere Sorgfaltspflicht des Gesetzgebers und des Bundesverfassungsgerichts hin.
Dr. Wolf Kalipp, Herausgeber der von uns unterstützten Ausgabe von sechs CDs von technisch hervorragend aufbereiteten Original-Orgel-Aufnahmen Albert Schweitzers, gibt eine ausführliche Einführung in dessen „Kultur der Orgel“ ein. Christiane Roederer vergleicht das Verhältnis der beiden Geistesverwandten Albert Schweitzer und Teilhard de Chardin zu ihren wichtigsten Briefpartnerinnen Helene Bresslau und Lucile Swan.
Dass Lambarene überall sein kann, dafür gibt Peter Berne im Rundbrief ein schönes Beispiel: Tsering, ein in Nordindien lebender Exil-Tibeter, hörte von seinem deutschen Paten von Albert Schweitzer und war von dessen Denken und Handeln so beeindruckt, dass er nach abgeschlossener Berufsausbildung als Physiotherapeut in Schweitzers Sinne seine Kräfte für tibetische Behinderte einsetzt.
Dr. Roland Wolf beginnt mit dieser Ausgabe des Rundbriefs eine neue Serie von Artikeln mit dem Titel „Vor 100 Jahren“ und thematisiert das Jahr 1911. Darüber hinaus berichtet er über die medizinischen Aktivitäten im Albert-Schweitzer-Spital 2010 und die Sitzung der Internationalen Stiftung für das Albert-Schweitzer-Spital vom April dieses Jahres. Lennart Wallraf, ein angehender junger Arzt aus Leipzig, schildert seine Erlebnisse während der Ausbildung in Lambarene im Rahmen des Praktischen Jahres am Ende seines medizinischen Studiums.
Wie in den vergangenen Jahren bilden Berichte von Zeitzeugen Schweitzers ein interessantes Kapitel des Rundbriefs. In diesem Jahr schildern Eva Anger und Kottmann-Nadolny ihre bewegenden Begegnungen mit Albert Schweitzer. In diesem Kapitel beschreibt auch Dr. Harald Steffahns seine Begegnung mit Albert Schweitzer in Lambarene im Jahre 1964. Der Text stammt aus seinem mittlerweile vergriffenen Buch „Mein Leben ist mir ein Rätsel“. Ingeborg Neukirch schildert ein Erlebnis ihres Mannes, in dem Albert Schweitzer eine besondere Rolle spielt und Christof Müller-Wirth beschreibt die Begegnung seiner Eltern mit Albert Schweitzer im Jahr 1949.
Abschließend bespricht Werner P. Seiferth die Neuausgabe von sechs CDs mit Original-Orgel-Aufnahmen von Albert Schweitzer. Schließlich veröffentlichen wir einen Leserbrief von Johann Zürcher, dem Mitherausgeber des Albert-Schweitzer-Nachlasses, in dem er eine Zeile aus Friedrich Schillers „Braut von Messina“ im Sinne der Ehrfurcht vor dem Leben neu formuliert.
Mit dem diesjährigen Rundbrief ist uns hoffentlich eine interessante Ausgabe für alle Freunde Albert Schweitzers gelungen. Sie können diese lesenswerte Ausgabe, die auch zahlreiche Fotos enthält, direkt beim Deutschen Albert-Schweitzer-Zentrum bestellen.