Albert Schweitzer, die Orgel und das „Tempo giusto“

Von Ulrich Feige

„Zeit – Raum – Musik“ war das Thema eines 3-tägigen „Albert-Schweitzer-Symposiums“ vom 1. bis 3. Oktober in Straßburg und in Königsfeld im Schwarzwald. Wir leben in einer beschleunigten, und mehr und mehr überschleunigten Zeit. Unser Leben wird immer schneller, die Musik rennt mit uns. Müssen wir uns das antun?

Über Albert Schweitzer zur Musik, über die Musik zur Frage von Tempo und Geschwindigkeit, und weiter zu grundlegenden Fragen: Warum überhaupt Musik auf dieser Welt, meine Lebenszeit. Große Themen in einem inhaltlich großen Wochenende mit einem „Studientag Königsfeld“ im Zentrum und zwei Tagesexkursionen ins Elsass „Auf den Spuren Albert Schweitzers“.

Grundlegende Gedanken zum Thema “Zeit“ gab es in einem Vortrag von Manfred Molicki. Was ist überhaupt Zeit, die Uhr? Was und wo ist der Maßstab?

Sichere Wege in dem Zeitinfarkt – unsichere Wege in eine neue Zeitkultur – allgemeine Gedanken, die von Uwe Kliemt am Flügel musikalisch weitergeführt wurden zum „Tempo giusto – das rechte Tempo im Leben und in der Musik“. Bernhard Haas von der Stuttgarter Musikhochschule ging dann weiter ins Detail mit Gedanken und praktischen Fragen anhand der Passacaglia c-Moll von J.S. Bach.

„Je besser jemand Bach spielt, desto langsamer darf er, je schlechter, desto schneller muss er es nehmen. Gut spielen heißt, in allen Stimmen bis ins Detail phrasieren und akzentuieren. Damit sind der Schnelligkeit gewisse technische Grenzen gesetzt“. (Albert Schweitzer)

Ein großes Abendkonzert mit Bernhard Haas (Orgel) und Uwe Kliemt (Klavier) im Kirchensaal in Königsfeld nahm die Gedanken auf und fasste das Gehörte zusammen: Die Orgel, J.S. Bach, Zeit – Raum – Musik, ruhige Tempi, viele Pausen, immer länger werdende Pausen bis hin zur Auflösung der Zeit und Raum mit John Cage und einer Klangimprovisation mit Klavier und Publikum.

Ein „Studientag Straßburg“ stimmte die Teilnehmer „Auf den Spuren Albert Schweitzers“ ein mit einem Gottesdienst, Vortrag von Jean-Paul Sorg und drei Orgelkonzerten in St. Thomas, St. Guillaume und in St. Paul mit Daniel Maurer und Wolfgang Baumgratz. Den Ausklang der 3-tägigen Veranstaltung machte ein „Orgeltag Elsass“ von Straßburg-Cronenbourg, über Hagenau (Besuch der Orgelbauwerkstätte Quentin Blumenröder), Pfaffenhofen bis nach Marmoutier unter der fachkundigen Führung des französischen Orgelexperten Christian Lutz.

Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit der Gemeinde Königsfeld im Schwarzwald, Kulturmanagement ORGANpromotion, der Stadt Straßburg, den Kirchengemeinden St. Thomas, St. Guillaume, St. Paul, des deutschen Albert-Schweitzer-Zentrums, der französischen Albert-Schweitzer-Gesellschaft (AFAAS), der Gesellschaft der Orgelfreunde (GdO) und der Gesellschaft für Zeitkultur.